DSQV-Interview mit Simon Rösner, seit 2006 im DSQV ungeschlagen Deutschlands bester Einzelspieler und Nr. 11 der Welt

DSQV-Vizepräsident Strategie/Management Günal Günsav führte für den DSQV ein umfangreiches Telefon-Interview mit Simon Rösner, seit 2006 im DSQV ungeschlagen Deutschlands bester Einzelspieler und aktuelle Nr. 11 der Welt über seinen Sieg bei den World Games, seine Saisonziele, seine Mannschaften, sein anstehendes Turnier in China, den Squashsport in Deutschland und seine Zukunft.

Simon, zunächst einmal herzliche Glückwünsche zu deinem hart erkämpften Turniersieg bei den World Games 2017 in Breslau, Polen! Wo ordnest Du für Dich und für Deutschland diesen Titel ein?

Für Deutschland, alle Fans und Squasher freut mich dieser Titel sehr! Diese alle vier Jahre stattfindenden Spiele sind für unsere nicht-olympische Sportart quasi die Olympischen Spiele. Von daher war es wichtig, vor einem großen Publikum, vor Ort und Zuschauern im TV & Livestream, gewonnen zu haben, diese Aufmerksamkeit haben wir ja nicht immer. Persönlich bin ich aber auch sehr glücklich, obwohl es ein sogenanntes Non-Scoring-Event war, d.h. ich habe bei diesem Wettbewerb keine Weltranglistenpunkte erhalten, war es mir eine echte Ehre, hier für Deutschland und unsere Sportart starten zu dürfen und auch den Titel geholt zu haben. Er ist, denke ich, auch anders einzuordnen als ein PSA Titel, da mit diesem, für mich unglaublichen Erfolg Geschichte geschrieben wurde und er mir für alle Zeiten bleiben wird.

Simon, jetzt beginnt für Dich deine mittlerweile 14. Saison in der PSA Weltrangliste. Wo stehst Du, wie gehst Du in die neue Saison rein, was sind deine Ziele?

Spielerisch habe ich mich auf jeden Fall gefestigt und bin auf einem sehr guten Weg. Besonders die Teilnahme an den World Series Finals am Saisonende im Juni hat mir einen richtigen Schub gegeben. Ein Turnier mit den acht Jahresbesten der Welt ist gleichzeitig eine Auszeichnung und auch eine Herausforderung. Da musst Du sofort und gegen jeden Gegner zu 100% da sein und alles abrufen können, also ein richtig intensives Turnier. Dann war da ja noch der Sieg bei den World Games Ende Juli, somit ist das Jahr für mich gut zu Ende gegangen und auch schon wieder gut gestartet. Wäre schön, wenn ich diese Entwicklung für die nächsten Turniere mitnehmen könnte. Persönlich habe ich mir für die PSA als Nahziel gesetzt, wieder meine Weltranglistenposition vom November 2015 zu erreichen, das war Platz 6, und das ist auch im Bereich des Machbaren. Für die Mannschaft des PSC (Paderborner Squash Club) wäre das Ziel eine Titelverteidigung unseres Titels bei den Deutschen Meisterschaften und unseres ECC-Titels. Die ECC wird dieses Jahr schließlich bei uns ausgetragen, d.h. wir sind Gastgeber, hoffen auf ein volles Haus und wollen auf keinen Fall unsere Fans und den PSC enttäuschen.

Anmerkung des DSQV: Hier geht es zur Turnierübersicht der ECC in tournamentsoftware.

Wenn wir gerade vom Vereinssport sprechen, in welchen Ländern trittst Du diese Saison für Vereine an?

Gemeldet bin ich in mehreren Ländern, u.a. in der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Frankreich und England. Dieses Jahr werde ich mein Engagement im Ausland aber etwas einschränken. Mein Hauptaugenmerk liegt diese Saison fast ausschließlich bei PSA und PSC. Ich bin gerade jetzt in einer wichtigen Phase meiner Entwicklung und ich spüre, dass ich noch mehr erreichen kann. Daher werde ich jetzt alles daran setzen, mich zu fokussieren und alle Chancen optimal zu nutzen. Dazu gehören auch wichtige Erholungsphasen zu Hause, um sich körperlich und mental sammeln zu können und Energie zu tanken. Besonders die Bundesligaspieltage sind für mich Highlights, das sind die Spieltage, bei denen man für seinen Verein spielt, der einen immer unterstützt und sich auch den Squashern in Deutschland zeigen kann. Ich persönlich finde es deswegen schade, dass es bei Bundesligaspieltagen und großen PSA Turnieren leider immer mal wieder zu Terminüberschneidungen kommt, so dass ich nicht an allen Spieltagen da sein kann, weil ich z.B. bei den US Open oder anderen Großevents bin. Kleinere Länder (Schweiz oder Niederlande) haben da deutliche Vorteile, weil diese auf Grund der Entfernungen auch unter der Woche ihre Spiele austragen können, so kommen viel mehr Zuschauer und die Spieler haben die Wochenenden entweder frei zur Erholung oder Zeit für wichtige Turniere.

Kommen wir jetzt aktuell zu deinem ersten großen Turnier der Saison in Shanghai/China (Anmerkung des DSQV: Hier geht es zur Turnierseite der PSA). Am Sonntag fliegst Du in das Reich der Mitte und spielst in der ersten Runde gegen einen Qualifikanten und würdest dann, falls Du gewinnst, in der zweiten Runde, also im Viertelfinale, möglicherweise gegen Marwan El Shorbagy (PSA 7) spielen. Wie gehst Du in das Turnier?

Ich würde sagen, da ist alles drin! Mittlerweile ist das Niveau so ausgeglichen, dass jeder jeden schlagen kann, das gilt auch für die Quali. Wir haben da oben so eine Leistungsdichte, das ist echt hart geworden. Die Zeiten, wo Du einschätzen konntest, wie Du durch das Turnier gehen wirst, sind vorbei, es ist knüppelhart geworden, der Wettbewerb ist gnadenlos. Von daher gehe ich da eher ohne spezielle Erwartungen hin, versuche auf den Punkt fit zu sein und Spiel für Spiel zu denken. Schlagbar sind alle, man kann aber auch schnell mal verlieren, schwer, da eine Prognose abzugeben. Wichtig ist es für mich, gut in die PSA Saison zu starten und vor allem verletzungsfrei zu bleiben. Davon bin ich seit meinem ersten Jahr in der PSA 2004 zum Glück verschont geblieben.

Wo siehst Du den deutschen Squashsport momentan im Vergleich im internationalen Wettbewerb?

So wie auch es bei den letzten EM’s und der WM war. Wir sind sehr gut dabei! Nach insgesamt fünf dritten Plätzen bei EM’s seit 2012 und dem fünften Platz bei der WM 2013 in Mulhouse/Frankreich weiß ich, dass wir dieses Niveau haben und es auch ausbauen können. Wenn ich nur an meine erste Teilnahme 2005 in Amsterdam zurückdenke, da haben die anderen Mannschaften wie z.B. die Engländer darum gewettet, wie viele Punkte sie gegen uns abgeben, hat sich das doch deutlich verändert. In Helsinki gegen England sah das dieses Jahr schon ganz anders aus, das war dann nur noch ein knappes, verlorenes Unentschieden. Mit Raphi Kandra (PSA 43) und den Spielern danach wie Rudi Rohrmüller, Valentin Rapp oder auch Yannik Omlor, um nur einige zu nennen, haben wir auch eine gute Basis und das Potential um international oben mitspielen zu können.

Simon, letzte Frage an Dich, wo siehst Du dich in fünf Jahren?

Strand, Cocktail, Santorini! (lacht) Nee, mal im Ernst: Wenn es mein Körper mitmacht werde ich so lange Squash spielen wie es mir möglich ist! Da ich bisher von Verletzungen verschont geblieben bin, hoffe ich sehr, dass ich auch noch ein paar Jahre weiter machen kann. Nach der aktiven Laufbahn würde ich sehr gerne beim Squash bleiben, sei es als Coach oder im Management. Squash hat mir so viel gegeben und ich würde gerne mein Wissen und meine Erfahrungen auf irgendeine Art und Weise weitergeben, sei es im Verein oder im Verband. Aber momentan denke ich noch lange nicht ans Aufhören, was später einmal sein wird, steht noch in den Sternen!

Das Interview führte DSQV-Vizepräsident Strategie/Management Günal Günsav für den DSQV.

 

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