Rainer Westphal: „In einer eigenen Anlage können wir die Dinge so gestalten, wie es uns gefällt!“

(LJ) Duisburg-Wedau – Seit 1. Juli 2021 ist der SRC Duisburg 1993 e.V. Betreiber einer eigenen Squash-Anlage mit fünf Courts und Gymnastikraum (wir berichteten) im Duisburger Stadtteil Wedau in der gleichnamigen Sportschule. In einem DSQV-Interview stand Rainer Westphal, 1. Vorsitzender des SRC, den Fragen von DSQV-Pressesprecher Lennard Jessen ausführlich Rede und Antwort.

Rainer Westphal vor der neuen Wahlheimat des SRC Duisburg 1993 e.V. – Bild: SRC Duisburg 1993 e.V.

DSQV: Hallo, Rainer. Der SRC Duisburg 1993 e.V. ist seit 1. Juli 2021 Betreiber einer eigenen Squash-Anlage mit fünf Courts und einem Gymnastikraum in der Sportschule Wedau in Duisburg. Seit November letzten Jahres habt ihr sehr intensiv an diesem großen Projekt mit schlussendlichem Erfolg gearbeitet. Was waren die größten Herausforderungen auf eurem Weg und wie habt ihr das Projekt letztlich zum Erfolg geführt, sodass ihr nun Betreiber einer eigenen Squash-Anlage seid?

RW: Die größte Herausforderung war gleich zu Beginn die Entscheidung zur eigenen Squash-Anlage zu treffen. Die Zeit der Corona-Pandemie kam uns dabei definitiv zu Gute: Unser Vereinsvorstand ist dabei nicht so sehr im Tagesgeschäft eingebunden gewesen und hatte daher einiges an zeitlichen Kapazitäten frei, die wir entsprechend genutzt haben und in unser Projekt der neuen eigenen Anlage investiert haben. So fand rund alle zwei Wochen eine Vorstandssitzung statt. Dabei wurden Satzungsänderungen und ein insgesamt großes Paket mit allen notwendigen Änderungen vorbereitet und letztlich durch unsere Mitgliederversammlung auf den Weg gebracht. Vor zwei Jahren waren wir bereits schon einmal mit der Sportschule Wedau im Gespräch, aber daraus wurde zum damaligen Zeitpunkt nichts. Natürlich ist zu so einem Vorhaben auch ein gutes Netzwerk erforderlich: Dieses haben wir uns in den letzten Jahren kontinuierlich mit viel Arbeit und Einsatz hier in Duisburg aufgebaut. So stehen wir im sehr stetigen engen Austausch mit der Stadt Duisburg, dem Stadtsportbund Duisburg und vielen weiteren Organisationen und Partnern. Anfang Juni waren unsere Verhandlungen dann abgeschlossen und alles in trockenen Tüchern, worüber wir uns sehr freuen.

DSQV: Welche Ziele verknüpft ihr mit eurer neuen Wahlheimat und dem Zustand, als Betreiber einer eigenen Squashhalle agieren zu können?

RW: Zunächst ist das Kernziel, dass wir unsere Squashanlage langfristig selbst bewirtschaften können und alle dafür im Vorfeld aufgenommenen Kosten wieder hereinzubekommen sowie laufende Kosten decken zu können. Ein weiteres zentrales Ziel ist finanzielle Unabhängigkeit von einem kommerziellen Hallenbetreiber. In einer eigenen Anlage können wir nun die Dinge so gestalten, wie es uns gefällt und es entsteht ein besseres „Wir-Gefühl“ im Verein als in einer kommerziellen Anlage, in der wir nur Gast sind. Unsere Mitglieder können spielen, wann sie wollen bzw. wenn ein Court frei ist und sind nicht von dem kommerziellen Betreiber abhängig. Es kommt auch nicht zum Gerangel mit anderen Vereinen bei der Courtbelegung. Wir entscheiden also und geben die Richtlinien vor. Die generierten Einnahmen kommen am Ende allen Mitgliedern zu Gute durch z.B. günstige Vereinstarife.

DSQV: Kannst du die Sportschule Wedau einmal etwas näher vorstellen, damit sich Squashinteressierte ein näheres Bild machen können?

RW: Die Sportschule Wedau ist ein Multisportkomplex für zahlreiche verschiedene Sportarten wie z.B. Fußball, Judo, Tanzen, Tennis, Futsal usw. Eigentümer der hauptsächlich auf Fußball ausgerichteten Sportschule ist der Fußballverband Niederrhein. Regelmäßige Lehrgänge mit zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten direkt auf dem großen Gelände der Sportschule gehören ebenfalls zum festen Bestandteil. Auch unser Landesjugendkader des Squash-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen war bereits vor zwei Jahren zu Gast in der Sportschule Wedau zu einem Sommertrainingslager. Insgesamt ist die Sportschule Wedau eingebettet in den Sportpark Duisburg, zu dem auch das Stadion des MSV Duisburg zählt. Auch die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft war hier bereits öfters zu Gast.

DSQV: Welche Angebote habt ihr speziell im Erwachsenenbereich für aktive Vereinsmitglieder?

RW: Auf unseren insgesamt fünf im top Zustand befindlichen Courts, darunter zwei sogar mit Videobeleuchtung, bieten wir neben regelmäßigem Vereinstraining, Ligaspielbetrieb auch Wettkampfbetrieb an, sobald die COVID-19-Pandemie dies dann wieder hoffentlich bald zulässt. In Planung ist derzeit auch ein sonntägliches Frühstücks-Squashangebot für Vereinsmitglieder und Nicht-Vereinsmitglieder. Darüber hinaus planen wir natürlich auch gemeinsame Aktivitäten außerhalb des Squashcourts für alle Vereinsmitglieder sowohl im Jugend- als auch Erwachsenenbereich: z.B. auch regelmäßige Vereinsaktionen wie Radtouren, Weihnachtsfeiern oder Sommergrillfeste.

DSQV: Ihr habt bereits zweimal das mit 5.000 Euro dotierte Grüne Band für vorbildliche Talentförderung im Verein gewonnen: 2005 und 2017. Wie sieht euer Nachwuchskonzept zur Jugendförderung grob aus?

RW: Ganz zu Beginn haben wir mit einer einzigen Schule begonnen in der Nachmittagsbetreuung. Mittlerweile ist es nicht mehr so, dass wir bei einer Schule anfragen müssen, sondern die Anfragen kommen mittlerweile zu uns. Das ist natürlich ideal und zeigt, dass unsere Arbeit sich herumspricht und gut ankommt. Aktuell arbeiten wir mit neun verschiedenen Schulen erfolgreich zusammen, darunter sechs Grundschulen, zwei als weiterführende Schulen fungierende NRW-Sportschulen und jetzt ganz neu auch einer Realschule. Bei der Realschule werden wir sogar Squash in den Sportunterricht integrieren. Dabei liegt unser Fokus ganz klar auf den Kindern in den Grundschulen. Über diese Schiene haben wir auch schon zahlreiche neue Kinder in unserem Verein begrüßen können.

Insgesamt verfügen wir über fünf Trainer, die uns regelmäßig zur Verfügung stehen. Toll ist auch, dass unsere Jugendlichen sich teilweise über Jugendtrainerscheine fortbilden und so auch aktiv im Training unterstützen können. Das ist auch eine sehr wichtige Vereinsphilosophie bei uns: Jugendliche sind das Fundament und unsere Zukunft und sollen frühzeitig an das gesellschaftliche Engagement herangeführt werden. Dass wir als Landesleistungsstützpunkt des Squash-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen anerkannt sind, macht auch deutlich, dass wir alle Ebenen von Breiten- bis zum Spitzensport in unserem Verein abbilden.

DSQV: Wie werbt ihr um neue Vereinsmitglieder?

RW: In allererster Linie läuft das über den Jugendbereich bei uns. Zusätzlich laufen derzeit die Planungen zum Aufbau des bereits angesprochenen sonntäglichen Frühstücks-Squash. Zusätzlich steht auf unserer Agenda auch die Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem Sportbildungswerk des Stadtsportbundes Duisburg sowie der nicht weit entfernten Universität Duisburg. Wir verfügen über eine Vereinshomepage, eine Facebook- und Instagramseite und machen so auch über eine funktionierende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit mit der Regional- und Lokalpresse auf unsere Aktivitäten aufmerksam. Gerne geben wir auch Tipps an andere Vereine, wie wir hier vorgehen. Wenn Fragen sind, kann sich gerne bei uns gemeldet werden.

DSQV: Was sind eure größten Erfolge in der Vereinsgeschichte neben dem Deutschen Einzelmeistertitel von Nele Hatschek aus dem Jahr 2019?

RW: Im Spielbetrieb sind wir dreifacher Deutsche Vize-Mannschaftsmeister bei den Damen, zweifacher Meister in der früheren 2. Bundesliga Herren Nord, Deutscher Mannschaftsmeister Jugend U17 und haben mit Nele Hatschek eine fünffache Deutsche Jugendmeisterin in unseren Reihen.

DSQV: Was sind nach deiner Meinung die aktuell größten Herausforderungen eines Squashvereins und wie kann man diesen begegnen?

RW: Die größte Herausforderung ist eindeutig der Spielort. Ohne Spielort hat kein Verein eine Grundlage. Jeder Verein sollte sich meiner Meinung nach irgendwo zwei oder drei Courts errichten oder pachten, um nicht von einer kommerziellen Anlage abhängig zu sein. Natürlich ist es schön in einer Anlage mit einer Bar und Restaurant, aber man bleibt so immer abhängig vom Kommerz eines Dritten.

DSQV: Zum Schluss hast du das Wort: Was wolltest du schon immer einmal loswerden?

RW: Mir fällt generell im Squash auf, dass wir leider immer weniger Leute haben, die sich mit viel Herzblut für den Sport an sich im Kern engagieren. Damit meine ich vor allem, dass es immer weniger Personen sind, die sich uneigennützig ausschließlich für die Sportart einbringen. Es fehlt mir hieran auch in erheblichem Umfang in der Gesellschaft insgesamt. Zu oft geht es Personen meist leider nur um irgendeinen persönlichen Vorteil und es wird viel zu oft die Frage gestellt: „Was bekomme ich bei euch im Verein?“. Anstatt einmal zu fragen: „Was kann ich euch als Verein geben?“ Wir haben leider insgesamt in der Gesellschaft zu viele Nehmer-Persönlichkeiten, die vielfach keine Geberqualitäten mehr haben. Auch existieren ausreichend Kritiker von ehrenamtlicher Vereinsarbeit, die zwar allerhand Kritik vorbringen, aber selbst kein Zepter in die Hand nehmen möchten und es nicht selbst durch eigenes Mitwirken in einem Vorstand versuchen. Nur mit einem großen Team wie in unserem Verein geht es, alleine kommst du nicht nur im Verein nicht weit. Erfreulich ist es dann, wenn wie bei uns auch die Jugendlichen miteingebunden werden und sich für den Verein engagieren, da du dich so langfristig und zukunftsfähig als Verein aufstellst. Viel mehr Leute müssen sich gesellschaftlich engagieren und sollten sich die schönen Werte von Gemeinschaft neu bewusst werden lassen.

Vielen Dank für deine Zeit, Rainer. Wie wünschen euch weiterhin viel Erfolg bei allen weiteren Aufgaben.

Kein Problem, danke, Lennard.

 

Das Interview mit Rainer Westphal (RW) führte Lennard Jessen für den DSQV.

 

Hintergrundinfos zur Sportschule Wedau:

Die Sportschule Wedau: Deutschlands größte Sportschule

Die Sportschule Wedau ist die größte Talentschmiede des deutschen Fußballs und eine der bedeutendsten Sportschulen der Bundesrepublik Deutschland. Sieben Mal im Jahr finden hier in verschiedenen Altersklassen die DFB-Sichtungsturniere statt, an denen sich alle 21 Fußball-Landesverbände des Deutschen Fußball-Bundes beteiligen.

Darüber hinaus ist die Sportschule Wedau anerkanntes Bundes- und Landesleistungszentrum für mehr als 20 Sportarten, in der nun auch der Squash-Sport durch den SRC Duisburg vertreten sein wird.

+ Sportpark Duisburg +

Der Sportpark Duisburg zählt zu den größ­ten und viel­fäl­tigs­ten Sport- und Er­ho­lungs­ge­bie­ten Deutsch­lands. Vie­le Ver­bän­de und Organisatio­nen ha­ben hier ih­ren Sitz und ma­chen ihn so­mit auch zum ad­mi­nis­tra­ti­ven Zen­trum des Sports.

Im Sportpark Duisburg auf der 200 ha großen Ge­samt­flä­che mit 60 ha Was­ser­flä­chen, 19 km We­ge­netz und 5 km be­leuch­te­ter Laufstrecke sind mehr als 30 Ver­ei­ne und kom­mer­zi­el­le An­bie­ter beheimatet und er bietet über 40 Sport­ar­ten ein Zuhause. Ebenso haben hier 30 Ver­bän­de und Or­ga­ni­sa­tio­nen wie z.B. der Lan­des­sportbund NRW und die Sportschule Wedau ihren Sitz.

 

 

 

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