Raphael Kandra im DSQV-Interview: Wie ernährt sich ein Einzel-Europameister?

(LJ) Paderborn – Sport und gesunde Ernährung sind eine gute und sinnvolle Kombination. Der aktuelle Einzel-Europameister Raphael Kandra (WRL 28, Paderborner SC) gibt im DSQV-Interview Einblicke in das Thema. Kandra ist ebenfalls ausgebildeter Ernährungsberater. In weiteren DSQV-Interviews wird Kandra ein paar Ernährungstipps für Sportler bereithalten und zu mehreren aktuellen ernährungsspezifischen Themen Stellung beziehen.

Raphael Kandra – Bild: DSQV – Lennard Jessen

Gibt es Unterschiede in der Ernährung zwischen Training und Wettkampf?

Diese sind sehr minimal. Es ist wichtig, sich im Training bereits professionell zu ernähren, damit man dieses auch auf den Wettkampf übertragen kann. Denn der Wettkampf folgt aus dem Training. Hier mit zweierlei Maß zu messen, macht also wenig Sinn.

Wie passt du deine Ernährung vor einem sehr anspruchsvollen Turnierspiel an?

In der Regel trinke ich dann mehr, um meinen Wasserhaushalt aufzufüllen. Mir ist nur besonders wichtig, dass es reines Wasser ist. Ich fühle mich damit besser und kann mich besser konzentrieren und meine Fehlerquellen reduzieren. Wichtig sind natürlich auch eine ausreichende Zufuhr von Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten. Mit kleinen Elektrolytgetränken oder Vitaminen in der Form von Obst stärke ich mich zusätzlich.

Couscous-Pfanne mit Süßkartoffeln, Tomaten, Avocado und Spinat – Bild: Raphael Kandra

Welche Ernährungsform hast du als Vollzeit-Profisportler gewählt?

Es gibt ja sämtliche Ernährungsformen. Da wir als Squashspieler sehr vielen verschiedenen Belastungsformen ausgesetzt sind, müssen wir auch für eine ausgewogene Ernährung sorgen. Das heißt, dass wir u.a. dafür sorgen müssen, unsere Glykogenspeicher aufzufüllen, aber auch Proteine und Fette zu uns zu nehmen. Seit rund neun Wochen bin ich nun Pescetarier d.h. ich bin ein Vegetarier, der Fisch isst aber sonst auf jegliches andere Fleisch verzichtet. Der Fisch dient mir dabei besonders als Quelle der Omega-3-Fettsäuren und für Proteine und ich spüre, dass ich meine Leistung damit steigern kann und mich sehr wohl fühle. Den reinen Fleischkonsum vermisse ich nicht.

Wie oft kommt bei dir eine Tiefkühlpizza oder ein Fertiggericht auf den Teller? Was steht auf deiner persönlichen „Verbotsliste“?

Eine Tiefkühlpizza kommt bei mir gar nicht auf den Teller. Ich esse so gut wie keine frittierten Dinge. Wichtig ist es für mich, seine Ernährung auf das anzupassen, was man macht. Als Profisportler ist man hohen und höchsten Belastungen ausgesetzt, sodass viele ungesunde Dinge für mich absolut tabu sind. Insgesamt bin ich aber kulinarisch sehr offen auch gegenüber anderen Dingen und probiere gerne mal etwas Neues aus. Natürlich darf man auch den Mix nicht vergessen und auch ich backe meine Weihnachtsplätzchen wie jetzt gerade.

Frühstück: Sauerteigbrot (jede Art von Brot), mit Cashewmus, frischen Früchten, Samen, Nüssen und Honig – Bild: Raphael Kandra

Was sieht dein gewöhnliches Frühstück aus? Was isst du nach dem Training?

Morgens starte ich meistens mit einem Vollkorn-Müsli und saisonalem Obst in den Tag. Dazu gibt es pflanzliche Cashew-Milch, also keine tierische. Gerne trinke ich noch einen italienischen Kaffee und Hafermilch. Nach dem Training esse ich öfters Nudeln, Reis oder Polenta, das kann aber auch ganz unterschiedlich sein.

Gnocchi mit Kürbis, Feta und Spinatpesto – Bild: Raphael Kandra

Man hört öfters, dass gesunde Ernährung mit viel Mühe und höheren Kosten verbunden ist. Wie siehst du das?

Ja, gesunde Ernährung ist schon teurer. Das könnte auch einer der vielen Gründe für unser Problem in Deutschland mit Übergewicht allgemein sein. Denn: Billig ist meistens nicht immer das gesündeste Lebensmittel. Jedoch bin ich der festen Überzeugung, dass eine Investition in gesunde Ernährung eine sehr sinnvolle Investition auch in Bezug auf die Lebenserwartung ist.

Raphi, vielen Dank für deine Zeit und das Interview. Wir hören uns dann bald schon wieder, wenn du ein paar allgemeine Ernährungstipps für Sportler bereithältst zum nächsten Interview. Bis dahin eine gute Zeit.

Danke, Lennard. Gerne. Gar kein Problem. Ich freue mich.

Das Interview führte Lennard Jessen für den DSQV.

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