Bundestrainer Oliver Pettke im DSQV-Interview

Der DSQV nutzte jetzt die Gelegenheit, sich zwischen den Saisons einmal bei seinem Bundestrainer Oliver Pettke umzuhören. Dazu führte der DSQV mit ihm ein längeres Interview durch und Pettke beantwortete die Fragen, die aus vielen verschiedenen Bereichen kommen. Pettke erzählt unter anderem, wie der Alltag eines Bundestrainers aussieht, wie seine Arbeit mit anderen Trainern und anderen Organisationen ist, was sein persönliches Highlight in seiner aktiven Zeit war, wie er den Einstieg mehrerer junger Spieler auf der PSA beurteilt, welche Bedeutung die Bundeswehr für den DSQV hat, warum er immer wieder Squash wählen würde und was seine nächsten anstehenden Events sind. Zum Interview mit Bundestrainer Oliver Pettke geht es mit dem Klick auf „weiterlesen“.

Bundestrainer Oliver Pettke im Interview – Bild: Lennard Jessen

Hallo, Oliver. Super, dass du Zeit für ein Interview hast. Du bist seit Januar 2007 als Bundestrainer im DSQV tätig und auf sehr vielen Turnieren unterwegs, nominierst die Nationalmannschaften, entwickelst und begleitest Trainingsmaßnahmen, bist an weiteren Gremien im DSQV, im Jugendausschuss der ESF, in der WSF und in der DOSB-Trainerakademie aktiv, nur um mal einige deiner vielen Aufgabenbereiche zu nennen. Kannst du uns einen kleinen Einblick geben, wie ein gewöhnlicher Arbeitstag bei dir aussieht?

Wie du schon angesprochen hast, arbeite ich in vielen Bereichen des DSQV, ESF, WSF und seit fast einem Jahr in der Trainerkommission des DOSB (Anmerkung: Das gab es vorher noch nicht, dass ein Trainer eines nichtolympischen Verbandes dort berufen wurde). Das macht das Beantworten deiner Ausgangsfrage sehr schwer. Ich versuche sportliche Strukturen zu verändern, auch wenn diese nicht für jeden sofort sichtbar sind. Zu meiner alltäglichen Arbeit gehört auch die Beantwortung der Mails von Trainerkollegen, Eltern, die für die Entwicklungen unserer Nachwuchsathleten durch Turnier- oder Trainingsmaßnahmensupport eine wichtige unterstützende Rolle spielen und mitentscheidenden Einfluss besitzen, und Athleten oder die Kommunikation in den Sport zu betreiben. Selbstverständlich gehört zu meiner Arbeit auch, Wettkämpfe und Trainingslager zu planen, organisieren und Reisen dahin zu buchen. Absprachen mit den jeweiligen Honorartrainern zu treffen gehört ebenfalls zu meiner Arbeit. Ich bin der Ansprechpartner für die Sportfördergruppe der Bundeswehr und kommuniziere regelmäßig mit ihnen. Ebenso spreche ich viele Dinge mit dem DOSB ab. Dann muss ich mich ja selbst noch fortbilden, um mich weiterzuentwickeln. Hier lese ich viel Fachliteratur oder schaue mir Matches über PSA TV an. Momentan, ich hoffe ich nehme es nicht etwas zu früh in den Mund, arbeite ich mit der FH Dortmund und dem dort ansässigen Professor der Informatik Markus Kukuk, daran, eine App zu entwickeln, die für die Trainingsdokumentation, -planung und –steuerung für unsere Athleten hilfreich sein kann und womit wir (und sie selbst) ihr Training einfacher bewerten zu können.

Knüpfen wir nochmal an den Punkt der Zusammenarbeit an. Wie sieht deine Zusammenarbeit mit den verschiedenen Bundeshonorartrainern und Landestrainern der einzelnen Landesverbände aus? Inwiefern kannst du hier unterstützten und Support leisten?

Ich tausche mich mit den Landesverbandstrainern auf Ranglistenturnieren aus. Höre ihnen zu, was die Entwicklung ihrer Athleten angeht und spreche mit ihnen eventuell über Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten ihrer Spieler. Natürlich auch über Wettkampf- und Trainingssteuerung, -planung und Ziele. Mit den Honorartrainern stehe ich in ständigem Kontakt zu den genannten Punkten. Hier versuchen wir im Team die Athleten weiter zu bringen und zu unterstützen.

Blicken wir einmal etwas zurück: Du wurdest im Jahr 2000 Deutscher Einzelmeister der Herren und 1993 und 1994 Deutscher Jugendmeister U19. Außerdem hast du von 1991 bis 2002 in der Jugend und bei den Herren in der Nationalmannschaft für Deutschland und damit über ein Jahrzehnt erfolgreich für Deutschland gespielt. Außerdem hast du als Profi Rang 72 bei den Herren erreicht (Januar 2000). Was waren deine ganz persönlichen Highlights deiner aktiven Karriere und woran erinnerst du dich besonders gerne und warum?

Ganz klar war der Gewinn der Deutschen Einzelmeisterschaft im Jahr 2000 in Königsbrunn mein Highlight. Ich habe mich bestens mit meinem damaligen Coach, Lars Schweinitz, vorbereitet. Da ich zu dieser Zeit auch schon PSA (Professional Squash Association) und Nationalmannschaft gespielt habe, hat mir der damalige Bundestrainer, Manfred Herwig, viele wichtige Trainingsinhalte und Tipps mitgegeben. Aber natürlich gewann man so ein Turnier auch nicht nach einem Trainingsjahr. Vorher habe ich sehr viele Jahre mit Ralf Brandt eng zusammengearbeitet. Ihm gehört auch ein Teil dieses Erfolges! Natürlich waren die PSA Turniergewinne ebenfalls Highlights in meiner Karriere. Aber ganz wichtig war eigentlich, dass ich als doppelter Jugendmeister den harten Sprung zu den Erwachsenen wollte und auch schaffte.

Kommen wir wieder zurück in die Gegenwart und sprechen über den Einstieg einiger junger deutscher Nachwuchsathleten auf Weltranglisten der Profispielervereinigung PSA: Mit dem Deutschen Jugendmeister U23 Julius Benthin, dem Deutschen Jugendvizemeister U23 Willi Wingelsdorf, dem U19-Jugendnationalspieler Nils Schwab sowie Johannes Dehmer-Saelz und Fynn Schuck hat der DSQV seit Juli gleich fünf neue junge Spieler, die auf Weltranglisten starten. Wie bewertest du diese Entwicklung, was bedeutet das für den DSQV und was würdest du anderen Spielern raten, die derzeit ebenfalls über den Schritt nachdenken, auf der PSA-Tour zu starten?

Ich finde es klasse und begrüße es, dass es so eine Entwicklung gibt und niemand der genannten Spieler die Scheu hat, sich dort zu präsentieren und sich dafür entschieden hat, diesen Weg zu gehen. Selbstverständlich wird es ein harter und steiniger Weg, dort Erfolge zu feiern. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt, oder?! Und dieses Beispiel sollten sich andere als Vorbild nehmen. Ich denke, dass alle Athleten auf ihre Art und Weise sportliche Entwicklungen durchmachen, die dem deutschen Squash helfen werden. Nur aus einer sportlichen Dichte und Breite kann sich eine gute Spitze entwickeln. Und diese Jungs, genauso wie die Spieler, die wir jetzt schon in der PSA haben, möchten nicht den kurzfristigen Erfolg, sondern möchten langfristig denken. Natürlich wird der eine oder andere nicht den gewünschten Erfolg haben und vielleicht sogar mit dem Sport aufhören, aber den Versuch zu wagen ist die richtige Entscheidung. Sie werden alle fürs Leben lernen und viele Dinge bleiben für sie unvergessen, auch das ist sehr wichtig zu wissen.

Mit Johannes Dehmer-Saelz hat der DSQV ab dem 1. September neben dem amtierenden Deutschen Einzelmeister Raphael Kandra einen zweiten Athleten bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr für den DSQV?

Die Bundeswehr ist der größte Förderer des deutschen Sports und damit auch ein offizieller Förderer des DSQV. Dementsprechend ist für uns die Chance, Sportler/innen von dieser Förderung profitieren zu lassen, extrem wichtig. Hier finden sie optimale Rahmenbedingungen, um ihre Leistungssportkarriere zu formen und zu forcieren. Es gibt viele gute Bespiele aus der jüngsten Vergangenheit und aus der alten Zeit. Ich nenne hier nur exemplarisch Raphael Kandra, Simon Rösner und Sabine Schöne, die die Zeit mehr als gut genutzt haben, um ihren Sport und ihre Leistung voranzutreiben.

Was zeichnet den Squashsport im Allgemeinen für dich aus? Was fasziniert dich an ihm und warum würdest du immer wieder Squash wählen?

Squash ist einfach nur die beste Sportart der Welt! Punkt! Ich finde die Kombination aus Physis, Technik und Taktik (Strategie), die gefordert wird, einfach faszinierend. Alles in kürzester Zeit zu einem Gefüge so zusammenzubringen, um Erfolg zu haben, gibt es nirgends für mich. Reaktion und Aktion liegen dabei immer eng beieinander.

Blicken wir einmal nach vorne: Was sind die nächsten großen Highlights und Events für den DSQV im Jugend- und Erwachsenenbereich? Was strebst du hier mit den entsprechenden Mannschaften an?

Im September werde ich mit den Damen nach China zur Team-WM fahren. Über konkrete Ziele zu sprechen ist sehr schwierig. Vieles hängt von einzelnen Situationen ab und entscheidet dann über die letztliche Platzierung. Natürlich will man als Athlet und Trainer gewinnen, aber man muss auch Realist bleiben. Lieber kleinere Ziele stecken und die Ziele innerhalb des Wettbewerbs anpassen. Ziel muss es sein, besser als bei dem vormaligen Event abzuschließen. Ich versuche persönlich in diesem Jahr noch zu einem Super Series Event der PSA zu fliegen. Speziell dort bekomme ich unglaublich viel Input für meine Arbeit. Dazu zählt Spielanalyse, Trainingseinheiten der anderen Topspieler zu beobachten, Coaching-Prozesse und na klar, versuche ich die deutschen Jungs optimal einzustellen und zu coachen, damit sie an den Erfolgen der letzten Saison anknüpfen können. Mit einigen Jugendlichen werden wir dann noch die Belgian und die Swiss Junior Open besuchen und hoffen, hier die deutschen PSA-Spieler von morgen zu fördern.

Wir danken dir für deine Zeit für dieses Interview, Oliver. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei allen anstehenden Aufgaben.

Kein Problem, gerne.

Das Interview führte Lennard Jessen für den DSQV.

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