Dreifache Racketlon-Vize-Weltmeisterin Astrid Reimer-Kern: „Einmal den Titel im Einzel zu gewinnen wäre sehr cool!“

Sankt Gallen/Bocholt – Astrid Reimer-Kern (aktueller Verein: Paderborner SC), ehemalige deutsche Jugendnationalspielerin, Jugend-Teameuropameisterin 2006 und Bundesliga-Spielerin der SI Taufkirchen, wurde Teamweltmeisterin mit Deutschland sowie Vize-Weltmeisterin im Frauen-Einzel im Racketlon, eine Kombination der vier Sportarten Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis, im österreichischen Graz im August dieses Jahres. Dies nahm der Deutsche Squash Verband als Anlass, sich nach diesem Erfolg ausführlich mit Reimer-Kern, die aktuell Rang sechs in der Racketlon-Frauen-Weltrangliste des Monats Oktober belegt, über ihren Erfolg, Racketlon allgemein und Weiteres zu unterhalten.

Astrid Reimer-Kern (li) holt Silber im Frauen-Einzel bei der diesjährigen Racketlon-Weltmeisterschaft – Bild: rubinfoto.com

DSQV: Hallo, Astrid. Zunächst auch im Namen des Deutschen Squash Verbandes herzliche Glückwünsche zu deinem Team-Weltmeistertitel sowie insgesamt nun drittem Vize-Weltmeistertitel im Einzel bei der diesjährigen Racketlon-Weltmeisterschaft. Du hast bis November 2013 in der Bayernliga Damen und davor Damen-Bundesliga für die SI Taufkirchen gespielt. Aktuell bist du beim Paderborner SC gemeldet. Wie bist du zum Racketlon gekommen?

ARK: Nach vielen Jahren leistungsorientiertem Squash wollte ich es etwas ruhiger angehen lassen und anschließend habe ich dann nach einer neuen Herausforderung gesucht. Durch mein im Jahr 2010 begonnenes Maschinenbau-Studium wurde die Zeit zu bzw. für Leistungssport dann allmählich auch etwas begrenzter. Letztlich bin ich über Freunde von mir zum Racketlon gekommen.

DSQV: Was macht für dich den Reiz am Racketlon aus?

ARK: Für mich ist es eine Herausforderung, dass man sich in jeder der vier Racketsportarten neu fokussieren und neue Sportarten von Null erlernen muss. Gerade dadurch, dass alle vier Punkteergebnisse im Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis zusammengezählt werden und jeder Punkt am Ende damit wichtig sein kann, wird Racketlon besonders spannend. Es hat dadurch auch eine hohe mentale Komponente: Du musst dich sehr konzentrieren und darfst dadurch möglichst keine Punkte abgeben, da einfach alles durch die Summenbildung im Endresultat wichtig ist. Die letzte Sportart Tennis kann somit durchaus zum „Krimi“ werden.

DSQV: Wie blickst du auf die jetzt zurückliegende Weltmeisterschaft zurück?

ARK: Vom Gefühl hatte ich vor dem Turnier den Eindruck, dass die TOP 5 Spielerinnen alle so in etwa gleich vom Niveau waren und somit die mentale Komponente den Ausschlag geben wird. Ich war sehr glücklich und zufrieden über meine Leistung, die ich voll abrufen konnte. Besonders in Erinnerung sind mir vor allem die Spielzeiten bei der Team-WM: Dadurch, dass parallel auch die Einzel-WM stattfand, waren unsere letzten Team-Matches teilweise nach Mitternacht zu Ende. Unser Halbfinale gegen Dänemark und das Finale gegen Österreich hätten enger nicht sein können: Mit nur einem einzigen Zähler Vorsprung endeten diese jeweils äußerst knapp.

Astrid Reimer-Kern (rechts vorne) holt mit Deutschland Gold im bei der Racketlon-Team-WM 2022 – Bild: rubinfoto.com

DSQV: Was kennzeichnet eine gute Racketlon-Sportlerin?

ARK: Du musst auf jeden Fall sehr vielseitig sein und daher in allen Sportarten einsetzbar sein. Wenn du nämlich nur in einer Sportart „Expertin“ bist und dann einmal einen schlechten Tag erwischst, dann wird es durch die Punkte-Summation schwer, dieses in den anderen Sportarten auszugleichen. Die Top-Spielerinnen haben somit meist zwei gute Sportarten und in den anderen beiden sind sie solide.

DSQV: Wie sehen deine Ziele für das kommende Jahr aus?

ARK: Dies wird sich im Frühjahr herausstellen denke ich mal, wenn die neuen Turniere der neuen Saison zur Verfügung stehen. Aber, einmal auch im Einzel den Titel zu gewinnen, wäre sehr cool nach nun insgesamt dreimal Silber.

DSQV: Wie oft in der Woche stehst du auf den verschiedenen Trainingsplätzen?

ARK: Also ich mache fast jeden Tag Sport, es ist dabei nicht immer Racketsport. Besonders im Sommer spiele ich viel Tennis. Um besser zu werden, ist es für mich wichtig, die Sportarten in Blöcken zu trainieren und sich dann jeweils auf eine Sportart zu fokussieren. Tischtennis und Badminton sind meistens meine Blocksportarten, da Squash weitestgehend durch meine hohe Vorerfahrung nebenbei läuft.

DSQV: Was zählst du zu deinen größten Erfolgen im Squash?

ARK: Also die Jugend war eine coole Zeit. Da war ich am aktivsten und sehr viel unterwegs und es war immer eine gute Familie. Man hat durch das internationale Spielen jedoch auch seine Grenzen aufgezeigt bekommen. Als meinen größten Erfolg in der Jugend würde ich den Jugend-EM-Titel mit der deutschen Mannschaft U17 im Jahr 2006 bezeichnen. Im Bereich der Erwachsenen wurde ich 2012 Dritte bei der Deutschen Einzel-Meisterschaft und 2018 Zweite mit der Schweizer Squash-Mannschaft Fricktal bei den European Club Championships.

Astrid Reimer-Kern in Action beim Squash – Bild: rubinfoto.com

DSQV: Inwiefern verfolgst du noch die aktuelle deutsche Squashszene?

ARK: Ich verfolge sie natürlich schon noch. Bei den jährlichen Deutschen Einzelmeisterschaften schaue ich regelmäßig im Live-Stream zu. Auch die Europameisterschaften sind stets auf der Agenda.

DSQV: Wird man dich ggf. in der Zukunft bei Gelegenheit wieder auf einem Squashturnier in Deutschland sehen?

ARK: Im Jahr 2019 war ich sehr gut in Form in Bezug auf Squash und hatte dann auch überlegt, mal wieder mitzuspielen. Aber dann kam ja Corona und erstmal wurde daraus dann nichts. Für die Zukunft möchte ich es aber nicht ausschließen.

DSQV: Gibt es etwas, was du zum Thema Racketlon schon immer mal loswerden wolltest?

ARK: Ja, und zwar, dass es sich für jeden mit Interesse an verschiedenen Racketsportarten lohnt einmal auszuprobieren. Wir haben wie ihr auch eine schöne Community.

DSQV: Vielen Dank dir für deine Zeit, Astrid. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei allen anstehenden Aufgaben und vielleicht sehen wir uns ja bald auf einem Squashturnier wieder.

ARK: Alles klar, danke euch. Vielen Dank für eure Zeit und die Möglichkeit dieses Interviews.

 

Das Interview führte DSQV-Pressesprecher Lennard Jessen für den DSQV.

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