„Mit unsachlichem Umgang nicht einverstanden“ – Interview der DSQV-Presse mit dem Präsidenten Steve Mann

Im Nachgang der Mannschafts-EM der Damen und Herren in Warschau (ETC) hat der Präsident des DSQV Steve Mann der DSQV-Presse ein Interview gegeben, in dem er zu den aktuellen Fragestellungen um den Verband herum Stellung nimmt. Dabei geht er insbesondere auf die Situation des Herrenteams bei der ETC, die Vorfälle beim Bundesliga-Spieltag in Brüggen und die nachfolgenden Diskussionen ein.

DSQV-Presse: Herr Präsident, die Mannschafts-EM (ETC) der Damen und Herren in Warschau ist gerade vorbei und die deutschen Herren haben Platz 4 erreicht, während die Damen in die Division 2 abgestiegen sind. Wie bewerten Sie das Abschneiden der deutschen Teams in sportlicher Hinsicht?

Steve Mann: Ich denke, dass wir unter den veränderten Bedingungen, auf die der Trainerstab kurz vor der ETC reagieren musste, den Teams ein großes Kompliment machen sollten und mit den Ergebnissen zufrieden sein können. Für die Damen war der Klassenerhalt von Anfang an äußerst schwierig zu erreichen und die Herren hat eine geschlossene Mannschaftsleistung auf den vierten Platz geführt. Bundestrainer Oliver Pettke hat es in seiner abschließenden Wertung auf den Punkt gebracht, in dem er sagte, er hätte alle sofort unterschrieben, wenn ihm kurz vor der EM jemand gesagt hätte, dass wir mit den Herren Vierter werden. Das war eine tolle Teamleistung, und er war zu Recht stolz darauf. Äußerst positiv ist zu bewerten, dass beide Teams in den Tagen von Warschau noch enger zusammen gerückt sind, was einen sehr positiven Teamgeist beweist. Darauf lässt sich aufbauen, denn die Mannschaften haben in sportlicher Hinsicht alles gegeben, was möglich war. Ich bin zuversichtlich, dass die Platzierungen bei der ETC 2017 wieder weiter verbessert werden können.

DSQV-Presse: Sie erwähnen veränderte Bedingungen, die kurz vor der ETC entstanden sind. Was ist damit genau gemeint?

Steve Mann: Es ist kein Geheimnis, dass das Herrenteam wenige Tage vor der EM den plötzlichen Rückzug der Spieler Jens und Carsten Schoor hinnehmen musste, die aus persönlichen Gründen die Teilnahme an der ETC kurzfristig abgesagt haben. Über die Gründe kann man nur spekulieren, was nicht Aufgabe des DSQV und seines Bundestrainers ist und was wir gerne anderen und zumeist außenstehenden Personen überlassen. Unsere feste Überzeugung ist, dass persönliche Motivationen und Situationen unserer Nationalspieler als Zeichen des Respekts gegenüber den Athleten an erster Stelle stehen sollten und zu akzeptieren sind. Demgemäß haben wir der ESF die Absage mitgeteilt und alle Nachfragen nach genauen Gründen zurück gewiesen, um die Athleten zu schützen. Ich halte es nach wie vor für die absolut richtige Entscheidung, die Privatsphäre unserer Spielerinnen und Spieler zu respektieren. Natürlich hat die Absage das Herrenteam geschwächt, aber wir gehen derzeit sicherlich nicht davon aus, dass der Rückzug so kurz vor dem Turnier in der Absicht erfolgte, dem DSQV zu schaden oder das Herrenteam im Stich zu lassen. Solche Spekulationen halte ich für unangebracht und die Herstellung solcher Zusammenhänge für inakzeptabel.

DSQV-Presse: Sie sprechen von Respekt gegenüber den Athleten. Nun hat es in den Medien in den vergangenen Tagen erhebliche Verwerfungen darüber gegeben, wie der DSQV mit seinen verdienten Spielern umgeht und vor allem, wie das Thema Rückzug der Brüder Schoor vom Verband kommunikationsmäßig behandelt wurde. Können Sie diese Aussagen nachvollziehen?

Steve Mann: Sie sprechen sicher die in Squashmedien in Deutschland geäußerte Behauptung an, Jens und Carsten Schoor hätten ihre EM-Teilnahme quasi als Retourkutsche gegen den Verband wegen der von der Spruchkammer des DSQV gegen Jens Schoor aufgrund der Vorfälle beim Bundesliga-Spieltag im Januar 2016 in Brüggen verhängten Sanktion gefahren. Da wird wild in der Gegend über Gründe herum spekuliert, was wir wie schon gesagt als DSQV keinesfalls mitmachen. Wir haben die Absage aus persönlichen Gründen akzeptiert und nicht angezweifelt, was ich für alternativlos halte.
Zum Stichwort Kommunikation im Fall Brüggen möchte ich unterstreichen, dass der DSQV umgehend die Öffentlichkeit informiert hat, nachdem die Bescheide der Spruchkammer erlassen und die Sperrfristen für die öffentliche Bekanntmachung abgelaufen waren. Ich bin fest überzeugt, dass sich die Rechtsorgane des DSQV an die Ordnungen halten müssen, genau wie der DSQV selbst. Es kann nicht anders sein, als dass eine Mitteilung an die Öffentlichkeit erst dann ergeht, wenn alle Beteiligten nachweislich ihre Bescheide über die Urteile der Kammer erhalten haben, ganz gleich, was der ein oder andere darüber denken mag oder wie eilig man es gerne gehabt hätte. Die Spruchkammer hat völlig unabhängig und nach ausgiebiger Beratung und Anhörung vieler auch unparteiischer Zeugen entschieden und alle Beteiligten ohne Ansicht der Funktionen und Positionen nur nach der Schwere ihres Verhaltens adäquat sanktioniert. Das ist in meinen Augen unangreifbar. Nach unseren Ordnungen und der Satzung steht jedem Beschwerten die Anrufung des Verbandsgerichts gegen das Urteil oder der Gnadenweg zum DSQV offen, was aber entsprechender Anträge bedarf.

DSQV-Presse: Ist das so zu verstehen, dass Sie mit den öffentlichen Reaktionen in den sozialen Medien zum Urteil nicht einverstanden sind?

Steve Mann: Ich stelle ganz klar fest, dass es im Nachgang der ja nun gegen alle Beteiligte der Vorkommnisse von Brüggen verhängten Sanktionen zu Reaktionen verschiedener Personen und Medien kam, die völlig unakzeptabel sind. Da wurde die Unabhängigkeit der Rechtsorgane des DSQV angegriffen und teilweise offene Bedrohungen gegen den DSQV und seine Vertreter ausgesprochen. Wie nicht anders zu erwarten, kommt das aus den unmittelbaren Umfeldern der betreffenden Spieler. Oder gar von Medien, deren journalistische Unabhängigkeit alleine schon aufgrund der engen wirtschaftlichen Abhängigkeiten von den im engen Umfeld der betreffenden Spieler agierenden Personen und Institutionen angezweifelt werden darf. Insofern kann ich mit dem unsachlichen Umgang mit dem Thema Brüggen oder die Brüder Schoor betreffend absolut nicht einverstanden sein.

DSQV-Presse: Herr Mann, wir danken für dieses Gespräch.

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