Lennard Jessen: „Ich möchte etwas zurückgeben und bin dem Squash, der mich als Mensch verändert hat, sehr dankbar!“

Seit Mai 2017 ist Lennard Jessen unser Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Nur wenig später übernahm er parallel auch den Posten des Pressesprechers. Er leitet damit seit rund 7,5 Jahren den Presse- und Öffentlichkeitsbereich des Deutschen Squash Verbandes. DSQV-Präsident Michael Gäde nutzte jetzt die Gelegenheit, sich mit Lennard Jessen einmal ausführlich über viele verschiedene Themen aus dem Pressebereich zu unterhalten.

Michael Gäde: „Hallo, Lennard. Du bist jetzt schon eine lange Zeit im Verband für die Pressearbeit zuständig und dies zur vollen Zufriedenheit des Präsidiums. Du verfasst alle Artikel in den sozialen Medien und führst Interviews mit Spielerinnen sowie Spielern und Personen im Ehrenamt. Das hat mich dazu gebracht den Spieß mal umzudrehen und den Leserinnen und Lesern den Autor der Artikel Lennard Jessen etwas näher zu bringen. Deine Intentionen und Liebe zum Sport und der Berichterstattung sind ein Interview wert.

Was hat dich dazu motiviert im Bereich der Sportkommunikation, speziell im Squash, tätig zu werden?“

Lennard Jessen: „Danke euch für diese tolle Idee des Interviews, Michael. Ich freue mich sehr, dass euch meine Arbeit im Pressebereich zusagt. Die Motivation kommt bei mir von ganz früher: Dort war ich meist noch ziemlich schüchtern. Beispielsweise als 12-Jähriger nahm ich für eine Saison an Deutschen Jugendranglistenturnieren mit dem Schleswig-Holstein-Jugendkader teil. Für mich waren die Topspielerinnen und Topspieler sportlich immer unerreichbar, aber ich war damals etwas zurückhaltend und schüchtern. Dies hat sich durch den Squash-Sport und meine Ämter – auch außerhalb des Pressebereichs – über die Jahre sehr verändert. Squash hat mich als Mensch verändert und ist bis heute ein großer Teil in meinem Leben. Und so ist mein Antrieb hinter meiner Arbeit für den DSQV, dass ich einfach etwas zurückgeben möchte und sehr dankbar für den Sport bin, der mich zu einem viel offeneren Menschen verändert hat. Im Alter von 17 Jahren wurde ich Pressewart beim damaligen Squash-Verein-Neumünster, was ich die gesamte Zeit, in der ich selbst drei Jahre in Regionalliga Nord und in der Squash-Bundesliga für sieben Jahre spielte, über war. Seit 2010 bis heute bin ich nebenberuflich als freier Mitarbeiter einer regionalen Tageszeitung in meiner Heimat tätig. Im Squash fiel mir auf, dass wir bis 2017, bevor ich in den Pressebereich beim Deutschen Squash Verband einstieg, noch nicht so breitgefächerte und aktuelle Berichterstattung über unseren tollen Sport hatten. Das wollte ich ändern, dabei meine Erfahrung in der Sportkommunikation einbringen und etwas zurückgeben.“

Michael Gäde: „Wie sieht ein typischer Tag für dich aus, wenn du einen Artikel verfasst?“

Lennard Jessen: „Grundlage meiner Berichterstattung ist eine Redaktionsplanung aller Artikel und Events, die ich regelmäßig aktualisiere. Dort schaue ich täglich rein und überlege mir, welche Artikel wann positioniert werden sollen. Wenn ich einen Artikel verfasse, schaue ich daher immer in meine Redaktionsliste. Dann werden die Ergebnisse eines Turniers studiert, Bilder angefertigt, mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet, je nach Event auch Videos gedreht und bearbeitet und dann auf unseren Kanälen online gestellt.“

Michael Gäde: „Wie entscheidest du, welche Themen für die Mitglieder des Deutschen Squash Verbands und die breite Öffentlichkeit interessant sind?“

Lennard Jessen: „Grundsätzlich berichte ich im Sinne des Dachverbandes für Squash in Deutschland über Themen, die überregionales Interesse haben. Das heißt, es muss über das lokale Vereins- oder regionale Landesverbands-Ranglistenturnier hinausgehen. Im Wesentlichen sind dies daher alle Events unserer Nationalmannschaften bei den Damen, Herren und in der Jugend, alle europäischen und deutschen Ranglistenturniere und Meisterschaften in der Jugend, den Damen und Herren sowie Senioren inkl. Weltmeisterschaften. Einen erheblichen Anteil nehmen auch die Turniere unserer Weltranglistenturnierspielerinnen und – spieler ein: Sie sind meist auch Nationalspielerinnen und Nationalspieler, verkörpern den deutschen Squashsport auf internationaler Bühne und sind somit unser Aushängeschild. Bei allem versuche ich immer eine gesunde Mischung aus Leistungs- und Breitensport zu erzeugen, da der Deutsche Squash Verband beides braucht und aus beidem besteht. Wichtig ist es mir auch, viele verschiedene Persönlichkeiten zu zeigen, die im deutschen Squashsport unterwegs sind, damit ich die große Gemeinschaft besser herüberbringen kann, die der Squashsport hat. Dazu führe ich regelmäßige Interviews.“

Michael Gäde: „Was sind die größten Herausforderungen beim Schreiben von Presseartikeln über Squash?“

Lennard Jessen: „Im Wesentlichen bin ich auf der informativen Ebene unterwegs, um bereits bestehende Squash-Enthusiasten über den Squashsport regelmäßig und laufend aktuell zu informieren. Aber unser Anliegen als Deutscher Squash Verband sollte es außerdem sein, auch über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Personen anzusprechen, die von unserem Sport bisher noch nicht fasziniert sind, um neue Squashspielerinnen und – spieler zu gewinnen. Daran arbeite ich seit einiger Zeit und versuche Squash auch in diese Richtung medienwirksam darzustellen – sozusagen „thinking out of the box“. Dazu bieten sich beispielsweise Postings wie „Wo finde ich den nächsten Verein oder Anlage?“, „Videos, die die Stimmung bei Turnieren einfangen“, „Interviews mit Personen aus dem Breitensport“, „Eventübersichten für Turniere“, „Wie sind die Regeln beim Squash?“, „Welchen Ball sollte ich nutzen?“ usw. an. Und bei allem ist natürlich nicht zu vergessen, dass ich in erster Linie von den Spielerinnen und Spielern, Organisatoren, Personen und Fotografen auf Turnieren in Bezug auf Fotos, Videos und Informationen abhängig bin, da ich nicht überall auf der Welt sein kann. Aber die Zusammenarbeit klappt insgesamt sehr gut.“

Michael Gäde: „Welche Wirkung möchtest du mit deinen Artikeln erzielen – mehr Aufmerksamkeit für den Sport, Mitgliedergewinnung oder etwas anderes?“

Lennard Jessen: „In erster Linie geht es mir um mehr Aufmerksamkeit für den Sport und daraus dann in der Folge abgeleitet natürlich mehr Interessenten und Mitglieder zu generieren. Wir kämpfen um Aufmerksamkeit in der regionalen und überregionalen Berichterstattung auf allen Ebenen – sei es in der Zeitung, im Fernsehen oder in den sozialen Medien. Hier besteht noch extrem viel Nachholbedarf und damit gleichzeitig auch ein Potenzial, das es zu nutzen gilt – Gerade im Hinblick auf die erstmalige Integration von Squash bei den Olympischen Sommerspielen in Los Angeles 2028 sollte der Squashsport an den Themen Darstellung und Präsenz in den Medien weiter intensiv arbeiten. Wichtig ist vor allem – das kann ich aus eigener Erfahrung sagen –, dass sich eine Regelmäßigkeit z.B. bei Pressemitteilungen in der Berichterstattung einstellen muss, denn nur dann sehen Medienvertreter, dass es auch nachhaltig ist.“

Michael Gäde: „Wie eng arbeitest du mit Spielerinnen/Spielern, Trainerinnen/Trainern oder anderen Funktionären zusammen, um Informationen zu erhalten?“

Lennard Jessen: „Sehr eng. Ohne die Informationen, Bilder oder Videos der genannten Personengruppen könnte ich meist nur Material aus dem Archiv nehmen und das ist nicht so ansprechend. Denn mein Anspruch ist es, möglichst mit aktuellem Material zu arbeiten. Intensive Abstimmung habe ich beispielsweise bei allen Zitaten. Diese werden immer gemeinsam abgestimmt. In meinen vielen Jahren der Pressearbeit habe ich gelernt, dass sogenannte Originaltöne („O-Töne“) immer gut ankommen, da sie das gerade Erlebte so genau darstellen und einen guten Einblick vermitteln. Außerdem sind Statements wichtig, um Dinge besser einordnen zu können. Vom Präsidium, der Geschäftsstelle und anderen Funktionärsträgern des Verbandes werde ich regelmäßig über neue Entwicklungen informiert. Grundsätzlich ist es aber auch meine Aufgabe, selbst fortlaufend auf dem Laufenden zu bleiben d.h. ich betreibe regelmäßig Eigenrecherche für neue Berichte und Geschichten und aktualisiere meine Redaktionsplanung.“

Michael Gäde: „Welche digitalen Tools oder Plattformen nutzt du, um deine Arbeit effizienter zu gestalten?“

Lennard Jessen: „Zum schnellen Teilen angefertigter Fotos nutze ich seit mehreren Jahren die Plattform picdrop. Sie ermöglicht es mir, aufgenommene Fotos dort hochzuladen und über einen Link allen relevanten Personen einfach und unkompliziert zur Verfügung zu stellen. Für die Bildbearbeitung nutze ich Photoshop, was nach dem Auswählen der besten Fotos viel Zeit in Anspruch nimmt. Oft sind die Belichtungsverhältnisse nicht optimal und hier bedarf es häufiger Anpassungen. Seit einiger Zeit nutze ich auch die App Canva, um Vorlagen für die Arbeit in den sozialen Medien zu bauen. Diese erzeugen einen Wiedererkennungswert. Beispielsweise kann ich durch die Wahl verschiedener Farben eine einfache Übersicht zu Artikelkategorien erzeugen. Mit der App CapCut arbeite ich mich seit mehreren Monaten in die Videobearbeitung ein und komme damit immer besser zurecht.“

Michael Gäde: „Bekommst du regelmäßig Feedback zu deinen Artikeln, und wenn ja, wie beeinflusst das deine Arbeit?“

Lennard Jessen: „Als regelmäßig würde ich das jetzt nicht bezeichnen. Ich habe die tolle Situation, dass ich den Pressebereich komplett frei gestalten und eigenverantwortlich führen kann, so wie ich es für richtig erachte. Das zeigt einerseits maximales Vertrauen vom DSQV-Präsidium und anderseits vereinfacht es die Arbeit. Feedback hole ich mir meist selbst ein, wenn ich bei einer Sache einfach mal eine Rückmeldung brauche, ob das so verfasst oder veröffentlicht werden kann. Wenn ich direktes Feedback bekomme, höre ich mir dies gerne an, da ich der Meinung bin, dass man nur so besser werden kann. Ist es dann konstruktiv und sinnvoll, versuche ich die neuen Ideen in der eigenen Arbeit umzusetzen.“

Michael Gäde: „Wie siehst du die Rolle der Pressearbeit im Squash in den nächsten Jahren? Gibt es bestimmte Trends, die du verfolgst?“

Lennard Jessen: „Wie schon angedeutet wird meiner Meinung nach gerade jetzt mit dem Hinblick auf Olympia 2028 die Pressearbeit im Squash noch wichtiger werden. Es gilt, in den Zeitungen, dem Fernsehen und den sozialen Medien noch viel präsenter zu werden – und das Ganze regelmäßig. Seit einiger Zeit verfolge ich den Trend, dass wir besonders in den sozialen Medien auf das Thema Videocontent setzen. Denn: Dadurch können meiner Meinung nach Emotionen und Spielszenen leichter eingefangen, Begeisterung entfacht und an mögliche neue Squashenthusiasten besser transportiert werden. Auch kann durch sie einfach mehr Action und Unterhaltung erzeugt werden und der Zuschauer kann so quasi hautnah Squash miterleben. Außerdem arbeite ich daran, dass unsere Squash-Community mehr in unsere Artikel eingebunden wird – beispielsweise durch Fragen in den Stories oder Kommentare in den Artikeln.“

Michael Gäde: „Wir möchten ja gerne das Presseteam aufstocken, um dich in bestimmten Bereichen zu entlasten. Was muss die Person mit sich bringen?“

Lennard Jessen: „Diese Idee finde ich gut. Eine weitere Person neben mir wäre sicher hilfreich, da ich ja die gesamte Palette von Pressemitteilungen, Homepage, Facebook, Instagram, Fotografie, Videocontent usw. komplett alleine betreue. Gerade im Hinblick auf Olympia 2028 können wir hier mit einer Ergänzung neben mir sicher noch mehr erreichen, um die Aufmerksamkeit für Squash weiter zu steigern. Beispielsweise können wir meines Erachtens nach überlegen, ob wir auch einen Tiktok-Kanal eröffnen, um noch mehr speziell die jüngere Zielgruppe zu erreichen. Eine neue Person müsste natürlich in erster Linie mit mir zusammenarbeiten wollen sowie generell Interesse an Pressearbeit haben, sich mit dem DSQV identifizieren und der Arbeit für einen Sportverband gegenüber aufgeschlossen sein. Zudem ist es mir besonders wichtig, dass die neue Person hohe Zuverlässigkeit und gutes Organisationsgeschick mitbringt. Erfahrungen im Presse- und Medienbereich, hier besonders in der Videobearbeitung, wären auf jeden Fall gut und wünschenswert. Auch sollte die Bereitschaft vorhanden sein, auch am Wochenende und unter der Woche zu unregelmäßigen Zeiten zu arbeiten und das Interesse existieren, sich in neue vielleicht bisher noch unbekannte Dinge einzuarbeiten.“

Michael Gäde: „Gibt es einen Artikel oder eine besondere Erfahrung in deiner Karriere, auf die du besonders stolz bist?“

Lennard Jessen: „Ja, es gibt da einen Artikel. Im Rahmen der Team WM 2011 in Paderborn war ich dort eine Woche lang als Volunteer eingesetzt und durfte ein Foto mit unserer damaligen deutschen Herren-Nationalmannschaft machen, was zusammen mit einem Erfahrungsbericht im Anschluss in voller Länge in der Zeitung abgedruckt wurde. Die Überschrift war: „Hautnah bei den WM Stars“ und in der Bildzeile stand: „Auf du und du mit der Nationalmannschaft.“ Auch bin ich stolz darauf, dass sich unsere gesamte Mannschaft der Damen, Herren, Trainer, medizinischer Betreuung und Funktionären nach der diesjährigen Team WM 2024 mit einer persönlichen Videobotschaft bei mir für die Berichterstattung bedankt hat. Das gibt einem sehr viel!“

Michael Gäde: „Vielen Dank dir, Lennard, für das Interview und wir freuen uns auf deine Berichterstattungen im Jahre 2025!“

Lennard Jessen: „Danke euch, Michael. Ich freue mich auch schon auf das neue Jahr und die weitere Zusammenarbeit mit euch.“

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