Er ist seit Februar dieses Jahres Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses im Deutschen Squash Verband (DSQV): Gunter Schaub. Im Schiedsrichterbereich des DSQV ist er schon sehr viele Jahre tätig. Unser Pressesprecher Lennard Jessen hörte sich jetzt einmal ausführlich bei Gunter Schaub zu zahlreichen Themen des Schiedsrichterwesens um.
DSQV: Hallo, Gunter. Du bist seit den diesjährigen Deutschen Einzelmeisterschaften der Damen und Herren neuer Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses. Du hast die Aufgabe vom langjährigen Vorsitzenden Wilhelm Eickworth übernommen. Welche Arbeitsbereiche stehen bei dir besonders im Fokus?
Gunter Schaub: Für mich stand immer fest: Kein alter Wein in neuen Schläuchen. Gerne möchte ich mit meinen Kollegen im Schiedsrichterausschuss mehr auf der organisatorischen Ebene arbeiten. Besonders am Herzen liegt mir eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und den entsprechenden Schiedsrichterobleuten, um unser Schiedsrichterwesen gemeinsam weiterzuentwickeln.
DSQV: Der Deutsche Squash Verband verfügt über eine große Anzahl von Schiedsrichter*innen, die auch international im Einsatz sind wie z.B. Ralf Harenberg, Torsten Maltzahn, Carsten Doil, Laura Tiemann, Shivraj Singh, Simon Nordstad usw. Wie können auch andere interessierte Schiedsrichter*innen international tätig werden?
Gunter Schaub: Grundsätzlich ist eine entsprechende nationale Qualifikation (in der Regel die Schiedsrichter-A-Lizenz, die nach entsprechender Ausbildung durch den Schiedsrichterausschuss erteilt wird) verbindlich. Parallel dazu akzeptiert der Schiedsrichterausschuss auch die World Squash Officiating-Level 2 und 3, die eine durchaus gute Qualifikation attestieren. Der Schiedsrichterausschuss wird jedoch keine Schiedsrichter*innen für internationale Events der World und European Squash Federation (WSF und ESF) nominieren, von deren Qualifikation und Kompetenz er sich nicht selbst überzeugt hat. Letztendlich treffen WSF/ESF die Entscheidung über den Einsatz der von uns nominierten Schiedsrichter*innen.
DSQV: Seit geraumer Zeit werden u.a. bei den jährlichen Deutschen Einzelmeisterschaften der Damen und Herren immer ein Spieler und ein Offizieller als Schiedsrichter gemeinsam eingesetzt. Welche Erfahrung habt ihr damit bisher gemacht?
Gunter Schaub: Eine insgesamt gute und durchaus positive. Durch die unmittelbare Einbeziehung des neben dem offiziellen Schiedsrichter platzierten Spielers, der soweit bereit, die Funktion des Markers übernimmt, wird einerseits dessen Verständnis für die Entscheidungen des Schiedsrichters sensibilisiert, andererseits trägt es zur Akzeptanz der schiedsenden Person bei, die je nach Bedarf seine Entscheidungen erklären kann. Somit liegt eine Win-Win-Situation vor.
DSQV: Nachdem wir zuvor über internationale Schiedsrichtereinsätze gesprochen haben: Wie kann jemand bei den Deutschen Einzelmeisterschaften als Schiedsrichter eingesetzt werden?
Gunter Schaub: Der Schiedsrichterausschuss nominiert die Schiedsrichter selbst. Dazu haben wir immer ein offenes Ohr für neue Interessenten und behalten stets die Arbeit der Schiedsrichter z.B. auf nationalen Ranglisten im Blick. Auch können aus den Landesverbänden selbst Vorschläge gegeben werden. In der Regel ist eine Schiedsrichter-B-Lizenz erforderlich.
DSQV: Mit mehreren kostenfreien Schiedsrichtergrundkursen im Onlineformat im Rahmen der Saisonvorbereitung habt ihr ein erstes Novum in Deutschland entwickelt, bereits erfolgreich durchgeführt und eine hohe Teilnahmequote erzielt. Was sind deine Gedanken hierzu und inwiefern werdet ihr dieses Konzept weiterentwickeln?
Gunter Schaub: Es stimmt, dass es ein neues Format ist, was es so in dieser Form bisher in Deutschland noch nicht gab. Federführend war dabei Torsten Riegler zusammen mit unserem Lehrgangsleiter Sven Widmann. Auch unterstützte der Squash Rackets Landesverband Baden-Württemberg mit Brigitte Leuschner maßgeblich den Anmeldeprozess. Perspektivisch wollen wir das Angebot an Grundkursen erweitern und ggf. auch für den C-Schein anbieten. Vereinzelt bieten einige Landesverbände schon eine Online-Prüfung an, aber unser Ziel ist es, eine einheitliche Ausbildung über alle Landesverbände hinweg sicherzustellen. Dies hätte den entscheidenden Vorteil, dass wir eine einheitliche Ausbildung in allen Landesverbänden gewährleisten könnten. Dieses Projekt bedingt einer Art Reform der Schiedsrichterausbildung, die allerdings nur in enger Kooperation mit den Landesverbänden zu leisten ist. Einige Landesverbände sind bereits auf einem guten Weg, andere müssen folgen-der SRA ist durchaus willens und bereit, hier die ersten Schritte zu gehen und Unterstützung anzubieten.
DSQV: Welche anderen Projekte habt ihr aktuell im Schiedsrichterausschuss in der Bearbeitung?
Gunter Schaub: Wir arbeiten wie bereits erläutert gerade an der Weiterentwicklung der Online-Grundkurse sowie eruieren eine mögliche Ausweitung auf den C-Schiedsrichterschein. Mit unserem Ausschussmitglied Sven Friedrichs versuchen wir derzeit besonders bei Fortbildungen der Nationalmannschaften Präsenz zu zeigen und so ein gegenseitiges Verständnis noch weiter zu fördern. Wir treffen uns im Ausschuss regelmäßig einmal im Monat zu Online-Sitzungen, um aktuelle Themen gemeinsam zu besprechen.
DSQV: Was zeichnet für dich einen guten Schiedsrichter im Squash aus?
Gunter Schaub: Zuallererst ist die sichere Beherrschung des Regelwerkes fundamental. Dazu kommt eine positive Körpersprache und die Art und Weise der Spielleitung. Wir verlangen von den uns ausgebildeten Schiedsrichter*innen ein Verständnis für Stressreaktion auf Seiten der Spieler und eine entsprechend angemessene Reaktion (in der Ausbildung nennen wir das „die Fähigkeit, Fingerspitzengefühl zu entwickeln“). Empathie ist ein wichtiger Faktor in der Qualifikation eines Schiedsrichters. Ein guter Schiedsrichter zeichnet sich dadurch aus, dass er z.B. auf Verlangen seine Entscheidungen kurz und knapp begründen kann und keine weitere Diskussion aufkommen lässt. Ein gewisses Maß an positiver Autorität ist verbindlich.
DSQV: Was unterscheidet das Schiedsen im Squash z.B. vom Fußball?
Gunter Schaub: Der stets „regelkundige“ Fußballzuschauer ist soweit vom Schiedsrichter entfernt, dass dieser dessen Kommentare nur schwerlich akustisch wahrnehmen kann. Bei Squash sitzt der Schiedsrichter mehr oder minder distanzlos inmitten der „regelkundigen“ Zuschauer und ist mehr oder minder schutzlos deren Kommentaren ausgesetzt. Hier kommt das sprichwörtliche „dicke Fell“ zum Tragen.
DSQV: Was sind deine Kernaufgaben im Schiedsrichterausschuss?
Gunter Schaub: In erster Linie ist es meine Aufgabe, die anfallende Arbeit zu koordinieren und die Kontakte zu anderen Organisationen wie World Squash Federation, European Squash Federation, Deutscher Squash Verband oder Deutscher Squash Liga zu pflegen. Es hat sich innerhalb kurzer Zeit bewährt, dass wir uns einen Geschäftsverteilungsplan gegeben haben und diesen auch stringent einhalten. Eine regelmäßige Evaluation ist selbstverständlich und ich und meine Kollegen sind immer bemüht, weitere „Mitstreiter“ zu gewinnen.
DSQV: Wir danken dir für deine Zeit und das Interesse an diesem Interview, Gunter. Für deine Arbeit als Schiedsrichterausschuss-Vorsitzender wünschen wir dir weiterhin viel Spaß und Erfolg.
Gunter Schaub: Gerne, danke euch.
Das Interview führte Lennard Jessen für den DSQV.