Hamburg – Unser Herren-Nationalspieler Yannik Omlor (Black&White RC Worms, Nr. 90 der aktuellen Weltrangliste) feierte jüngst seinen 28. Geburtstag. Wir trafen ihn jetzt bei den KAIFU-LODGE Open 2024 in Hamburg, die er ohne Satzverlust für sich entschied. Dies nutzte unser Pressesprecher Lennard Jessen, um sich zu aktuellen Themen ausführlicher mit ihm zu unterhalten. Themen waren u.a. Omlors Verletzungsphase, die alte und neue Saison, das Spiel gegen Simon Rösner bei der Endrunde um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Herren 2024, der Umzug nach Würzburg und Olympia 2028.
DSQV: Hallo, Yannik. Du hattest in der zurückliegenden Zeit öfters das eine oder andere Mal mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Bei der Einzel EM letzten Monat hast du in Absprache mit dem Chef-Bundestrainer nach dem Achtelfinalaus auf die weiteren Matches zur Vermeidung von Verletzungsrisiken verzichtet. In Hamburg bei den KAIFU LODGE Open hast du sehr souverän das Turnier gewonnen. Wie steht es um deine körperlichen Probleme aktuell?
Yannik Omlor: Mit dem Handgelenk ist es immer noch nicht 100 % wieder gut, aber es wird auf jeden Fall stetig besser und daher hoffe ich, dass ich es jetzt bald in den Griff bekomme. Ab und an gibt es mal kleine Rückschläge. Aber deswegen mache ich jetzt auch ein Reha-Programm und viel drumherum mit meinem Physiotherapeut und Fitnesstrainer.
DSQV: Dann wünschen wir dir, dass dieser klar positive Trend weiter anhält und es bald wieder bei 100 % Genesung ist. Wie blickst du auf die zurückliegende Spielzeit zurück?
Yannik Omlor: Es war ein zweigeteiltes Schwert: Auf der einen Seite war es positiv, weil ich mit 50k, 70k Preisgeld-Weltranglistenturnieren die ersten größeren Events mitmachen konnte. Wir haben eine gute Team WM und EM im deutschen Team gespielt. Was das angeht, war ich mit der Saison sehr zufrieden. Persönlich hatte ich durch meine Verletzung das eine oder andere Event wie z.B. die Deutschen Einzelmeisterschaften, was ich nicht spielen konnte, was natürlich eher negativ für mich war. Es gibt also viele positive Lichtblicke, aber auch Negatives. Am Ende war ich insgesamt aber mit der Saison zufrieden.
DSQV: Du hast in der zurückliegenden Saison gleich mehrere starke Spiele gezeigt: Gegen den Weltranglisten-19. Baptiste Masotti aus Frankreich hast du bei der Team EM im Mai hauchdünn in fünf Sätzen verloren. Bei der Endrunde um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft 2024 in Krefeld Anfang August hattest du zwei Matchbälle gegen den früheren Weltranglisten-3. Simon Rösner und hast ganz knapp mit 10:12 im finalen fünften Durchgang verloren. Was ging dir bei 10:8 Matchball gegen Simon Rösner durch den Kopf und was hast du vielleicht aus diesem Spiel mitgenommen?
Yannik Omlor: Das ist immer schwierig zu beurteilen. Ich kenne Simon schon sehr lange und wir sind gut befreundet. Diese Situation, dass ich 10:8 geführt habe, gab es schon sehr oft im Training. Es ist bei ihm definitiv der große Faktor Erfahrung, solche Spiele dann doch noch für sich zu entscheiden. Bei ihm weiß ich, dass gerade wenn es eng wird, er nochmal eine Schippe drauflegen kann. Er hat am Ende dann ein ganz bisschen besser gespielt als ich. Ich habe zwei einfache Fehler gemacht. Am Ende ist es eher schwer zu sagen, woran es dann genau lag. Er ist nicht umsonst Nummer drei der Welt gewesen. Ich wusste, dass ich ihn schlagen kann. Im Idealfall schaffe ich es beim nächsten Mal, es nicht so eng werden zu lassen und dann zu gewinnen. Ich würde mich freuen, nochmal gegen ihn auf einem offiziellen Turnier zu spielen. Es ist immer sehr fair und macht viel Spaß gegen Simon.
DSQV: Nach der Saison ist bekanntlich vor der Saison: Was hast du dir für die neue Spielzeit für Ziele gesetzt?
Yannik Omlor: National ist es relativ einfach: Da ich schon Vizemeister war, möchte ich nun natürlich den Deutschen Meistertitel holen. Dieses Jahr musste ich aussetzen, im letzten Jahr habe ich knapp im fünften Satz gegen Raphael Kandra verloren. International ist es immer schwierig zu sagen: Sobald du ein bis zwei gute Turniere hattest, gehst du automatisch hoch im Ranking. Im Idealfall wäre ich zum Saisonende gerne so in den TOP 60. Mir geht es aber hauptsächlich darum, meine aktuell noch bestehenden kleinen Wehwehchen in den Griff zu bekommen und spielerisch besser zu werden. Dann kommen die Ergebnisse und das Ranking von ganz alleine. Ein weiteres großes Event sind natürlich auch die World Games 2025 im chinesischen Chengdu im kommenden Jahr, wo wir natürlich noch abwarten müssen, wer für Deutschland dort spielen wird. Mein langfristiges Ziel ist eindeutig Olympia 2028. Dafür will ich die nächsten vier Jahre hart arbeiten. Mit unserer deutschen Nationalmannschaft bei der Team WM, die dieses Jahr im Dezember noch ansteht, möchte ich gerne wieder ins Viertelfinale kommen.
DSQV: Squash wird wie du weißt 2028 in Los Angeles erstmals bei olympischen Sommerspielen dabei sein. Wie beeinflusst dich das bzw. welchen Einfluss hat diese große Veränderung auf dich als Athlet?
Yannik Omlor: Für mich hat dies einen sehr großen Einfluss. Es ist sportlich gesehen das größte Event, was es gibt. Jetzt nach so vielen Jahren im Squash nun zu wissen, dass da in vier Jahren nochmal so ein großes Highlight ansteht, motiviert ungemein. Auch wenn es mal nicht so laufen sollte in den nächsten Jahren, ist das einfach sehr großer Ansporn noch mehr und immer weiter zu machen. Altersmäßig ist das durchaus auch im Bereich des Machbaren für mich, ich wäre dann 31 Jahre, wenn es stattfindet. Es gibt ja noch deutliche ältere Kandidaten, die es auch probieren wollen dabei zu sein. Klar müssen wir natürlich erstmal die Qualifikationskriterien abwarten, aber langfristig ist es auf jeden Mal mein ganz großes Ziel dort dabei sein zu können. Dafür werde ich die nächsten vier Jahre hart arbeiten! Natürlich ist es unabdingbare Voraussetzung, dass mein Körper soweit alles mitmacht, aber da bin ich optimistisch.
DSQV: Du hast es selbst schon angesprochen: Seit Mitte August bist du zusammen mit deiner Freundin Merlique nach Würzburg gezogen. Wie kam es dazu bzw. was sind die Hintergründe?
Yannik Omlor: Derzeit stecken wir immer noch im Einzug. Da ich viel weg war mit Turnieren, haben wir noch viele Dinge zu regeln. Viele neue Sachen sind zu kaufen und die Wohnung einzurichten usw. Der Hauptgrund meines Umzuges nach Würzburg ist es, dass ich jetzt alles für Olympia 2028 tun möchte und mit Simon als ehemaligem Weltranglistendritten intensiv vor Ort zusammenarbeiten möchte. Ich möchte im Nachgang nicht sagen müssen, hättest du diesen Schritt bloß gemacht bzw. mir die Frage stellen hätte ich mehr tun können. Dazu kommt natürlich, dass ich mich mit Simon super gut verstehe. Ich habe viel mit ihm im Vorwege gesprochen und habe auch schon öfters gemeinsam mit ihm dort trainiert. Dadurch, dass Finn-Lennart Koch und Yukhym Bielikov auch vor Ort sind, habe ich viel mehr Spielpartner in Würzburg, als wo ich aktuell bin.
DSQV: Welches Event ist dein nächstes?
Yannik Omlor: Das nächste Event ist der Nash Cup in London/Kanada vom 17. bis 21. September.
DSQV: Hast du irgendetwas, was du im Zusammenhang von Squash schon immer einmal loswerden wolltest?
Yannik Omlor: Generell möchte ich dies nutzen, um allen meinen Unterstützern zu danken: Das sind vor allem mein Vater und meine Familie, ROWE Motoroil, die Bundeswehr, der DSQV, OLIVER Sport, Günter Brantz mit der Firma Gribs Energieservice, Peter van Heiss mit dem Unternehmen Kran&Lift, meinen Coaches Simon Rösner, Christoph Ritz und Bob Maison sowie meiner Freundin Merlique.
DSQV: Danke dir für deine Zeit, Yannik. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei allen anstehenden Aufgaben!
Yannik Omlor: Gerne, Lennard. Danke euch!
Das Interview führte Lennard Jessen für den DSQV.