Saskia Beinhard: „Ich möchte national weiterhin die unangefochtene Nr. 1 bleiben!“

Witten/Paderborn – Sie ist derzeit Deutschlands erfolgreichste Squash-Spielerin und hat sich im zurückliegenden Jahr stark entwickelt: Saskia Beinhard (23, Paderborner SC, Bild). Sie erreichte im Oktober 2022 u.a. mit Platz 63 ihr bestes bisheriges Ranking in der Weltrangliste und kam bei den World Games 2022 bis in das Viertelfinale. DSQV-Pressesprecher Lennard Jessen unterhielt sich jetzt ausführlich mit Beinhard über diese und viele weitere Themen.

DSQV: Hallo, Saskia. Du bist im zurückliegenden Jahr u.a. zum zweiten Mal Deutsche Einzelmeisterin geworden, bist in der Weltrangliste im Oktober bis auf Platz 63 geklettert und hast bei den World Games das Viertelfinale erreicht. Wie blickst du auf 2022 persönlich zurück?

Beinhard: Ich blicke sehr positiv auf 2022 zurück. Ich sehe es als das erste Jahr meiner Profikarriere. Im November 2020 habe ich quasi inmitten der Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen mit den ersten kleinen Steps begonnen. Im ersten halben Jahr als Sportsoldatin habe ich bessere Ergebnisse erzielt, als ich mir jemals erträumt hätte. Danach hatte ich meine Ziele für die zweite Jahreshälfte noch höher gesetzt und bin zum Ende des Jahres doch an meine aktuellen Grenzen gestoßen. Mein Ziel TOP 75 habe ich dennoch deutlich erreichen können und mich bei den großen Turnieren, wo es dann mal Erstrunden-Niederlagen gab, an diese tollen Erfolge erinnert. Zusammengefasst bin ich jetzt, zu Beginn von 2023, weiter vorne als ich es vor einem Jahr gedacht hätte.

Saskia Beinhard bei der Team WM der Damen 2022 – Bild (Archiv): WSF Women’s World Teams 2022

DSQV: 2022 war geprägt von mehreren großen Events: Lass‘ uns noch einmal genauer auf die World Games, die Damen WM und die Einzel EM zurückblicken. Wie waren diese Events für dich und welche Erinnerungen hast du mitgenommen?

Beinhard: Die World Games waren ein riesen Event. Es war immer mein großes Ziel, dort für Deutschland aufzulaufen. Daher hatte ich im Februar 2022 bei den Deutschen Einzelmeisterschaften auch einen noch höheren Ansporn zu gewinnen. Ich wusste, dass Meisterin und Meister nahezu immer für die World Games startberechtigt sind. Ich hatte aufgrund meiner 9/16 Setzung, die der PSA-Rangliste entspricht, ein gutes Erstrundenlos erwischt. Ohne viel darüber nachzudenken habe ich dann in der zweiten Runde gegen Emilia Soini aus Finnland gewonnen, mein erster Sieg gegen die Finnin. Das Erreichen der letzten acht Spielerinnen war sehr positiv für mich. Die Damen WM Ende des Jahres war für mich eine Herausforderung. Ich war davor viel in der Welt unterwegs, habe mich aber dennoch auf die WM gefreut und gut drauf vorbereitet. Als Position 1 im Team hatte ich meist Gegnerinnen, die weit vor mir in der Weltrangliste stehen. Das hat jedes Spiel sehr herausfordernd gemacht, dennoch konnte ich phasenweise gute Leistungen zeigen. Gegen Lisa Aitken beispielsweise habe ich erst knapp in fünf Sätzen verloren, Olivia Fiechter war einfach zu stark. Unser super Team hat mich immer wieder gepusht! Insgesamt konnte ich aus der WM viel lernen. Zudem war die Einzel EM zu Hause im eigenen Land im August sehr schön. Ich bin mit meinem 6. Platz sehr zufrieden. Für mich war es eine der besten Einzel EMs auch von der Organisation her, und das sage ich nicht, weil die EM bei uns zu Hause war! Ich habe schon viele Einzel-EMs gespielt. Es war gute Werbung für den deutschen Squashsport!

DSQV: Du spielst für den Paderborner SC, wohnst aber in Witten bei Bochum. Wer sind deine gewöhnlichen Trainingspartner*innen und wie sieht eine normale Trainingswoche bei dir aus?

Beinhard: Aktuell trainiere ich zweimal pro Woche mit Chef-Bundestrainer Oliver Pettke. Einmal pro Woche bin ich beim Athletiktraining mit Thomas Prange in Paderborn. Meist absolviere ich eine Trainingseinheit pro Tag außerhalb des Courts, dies ist meistens vormittags. Abends bin ich in der Regel im Squashcourt anzutreffen. Trainingspartner sind mein Freund Simon Wolter sowie Tim Weber und Felix Göbel. Auch Tobias Weggen und Jan Wipperfürth waren schon zu Gast bei unserer coolen Trainingsgruppe. Die wenigen freien Wochenenden nutze ich meist zur Erholung. Am Sonntag ist wirklich Sonntag bei mir!

DSQV: 2022 ist vorbei und 2023 beginnt: Was hast du dir für Ziele in diesem Jahr gesetzt?

Beinhard: Ich möchte national weiterhin die unangefochtene Nr. 1 bleiben! Im Februar ist das Ziel, zum dritten Mal Deutsche Einzelmeisterin zu werden. In das neue Jahr möchte ich definitiv wieder stark starten und mit neuer Energie weiter nach vorne kommen. Was eine Platzierung in der Weltrangliste angeht, lautet mein Ziel TOP 50. Dadurch bin ich eine sichere Kandidatin, um bei Platinum-Turnieren in die Felder zu kommen. Aber der Weg wird nun immer schwerer, da die Luft nach oben immer dünner wird! Unser Team für die anstehende Team EM wird wohl denke ich wieder ähnlich wie in 2022 sein. Hier sollten wir uns als junges Team weiter verbessern, in Division 1 verbleiben und alle Spiele, die wir in 2022 als Team verloren haben, enger gestalten oder sogar gewinnen!

DSQV: Seit einiger Zeit finden vermehrt internationale Turniere in Deutschland statt: z.B. Einzel EM, Weltranglistenturniere, im September in diesem Jahr die European Club Championships. Wie bewertest du diese Entwicklung?

Beinhard: Das ist wirklich super. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es so viele größere internationale Events in Deutschland in so einem engen zeitlichen Korridor gab. Ich persönlich bin super dankbar für die internationale Weltranglistenturnierserie in Hamburg, auch wenn sie schon leicht zurückliegt. Ich freue mich total auf die anstehenden ECC, weil Paderborn wieder ein Mega-Event organisieren wird!

DSQV: Du hast im abgelaufenen Jahr vermehrt Spielerinnen geschlagen, die in der Weltrangliste vor dir stehen. Wie bereitest du dich auf solche harten Matches vor? Gibt es da ggf. ein Schema, was du hierfür abrufst?

Beinhard: Grundsätzlich bereite ich mich auf alle Matches gleich vor. Dabei ist es egal, ob meine Gegnerin in den TOP 10 steht oder nicht in der Weltrangliste vertreten ist. Mental ist es aber immer eine andere Nummer. Die Siege gegen besserplatzierte Spielerinnen haben mir persönlich sehr gut getan. Ich habe gemerkt, dass noch viel mehr in mir steckt, als ich mir bisher zugetraut habe. Ich konzentriere mich auf das, was ich gut kann und was ich mir jeweils vorgenommen habe. Man entscheidet ein Spiel, indem man seine eigene Leistung mit Konzentration und mentaler Stärke auf den Court bringt!

DSQV: Du bist teilweise mit deiner guten Freundin und unser Nationalspielerin Katerina Tycova international on Tour. Wie pusht ihr euch gegenseitig?

Beinhard: Wir pushen uns dadurch, dass wir uns gegenseitig vertrauen. Es ist ein gutes Gefühl auf Turnieren, wenn man in der Welt unterwegs ist und z.B. die gleiche Sprache spricht. Wir haben die gleichen Interessen und sind so auch vor Ort, sei es auf dem Squashcourt, hinsichtlich der Tagesplanung oder in unserer Freizeit, meist auf einer Wellenlänge. Die eine coacht immer die andere. Wir unterstützen uns und feuern uns gegenseitig an. Der Schlüssel bei uns ist sicherlich, dass wir uns schon sehr lange kennen, seit dem wir 8 Jahre alt sind. Denn wir beide kommen aus dem Ort Oberhaching und sind seit diesem Zeitpunkt befreundet. Unsere Profikarriere hat uns mit Sicherheit nochmal deutlich mehr zusammengeschweißt.

DSQV: Das deutsche Damen-Squash ist derzeit sehr stark aufgestellt. Mit Katerina Tycova und dir gibt es aktuell zwei TOP 100 – Spielerinnen und mit Maya Weishar habt ihr auch eine starke Nachwuchsathletin im Nationalteam. Dazu kommt Sharon Sinclair mit ihrer Erfahrung. Wie siehst du eure Zukunft?

Beinhard: Wir haben super viel Potenzial. Kaci, Maya und ich stehen alle noch am Anfang unserer Karriere. Ich blicke daher sehr positiv in die Zukunft. Wir sind eine super konstante Mannschaft. Ob die eine oder andere am Ende eine TOP 10 – Spielerin wird, das wird man abwarten müssen. Aber wir werden sicher alle uns weiter verbessern und das Niveau noch deutlich steigern.

DSQV: In Kürze steht die 48. DUCAT Deutsche Einzelmeisterschaft für dich in Hamburg an. Du bist gejagte Titelverteidigerin. Wen und wie siehst du deine härtesten Konkurrentinnen?

Beinhard: Da sehe ich meine drei Kolleginnen aus der Nationalmannschaft als härteste Konkurrentinnen. Gegen Kaci habe ich schon am meisten gespielt und kann da taktisch auf einige Erfahrungen im direkten Vergleich zurückgreifen. Trotzdem weiß ich, dass sie sehr hart arbeitet und ich immer gewarnt sein muss. Sharon ist sehr erfahren und ich habe mir schon oft die Zähne an ihr ausgebissen. Maya ist sehr jung, sodass bei ihr in wenigen Wochen sehr viel passieren kann. Ich freue mich auf das Turnier!

Saskia Beinhard (re) im Finale der DEM 2022 gegen Katerina Tycova (li) – Bild (Archiv): Henning Angerer

DSQV: Als Letztes hast du nun die Möglichkeit, einmal etwas zur Thematik Squash loszuwerden, was du vielleicht gerne loswerden möchtest.

Beinhard: Ich möchte gerne dem Paderborner SC und dem Deutschen Squash Verband meinen Respekt entgegenbringen und ein großes Dankeschön aussprechen. Beide haben viel möglich gemacht, besonders auch im Bereich finanzieller Unterstützung. Mein Dank geht auch an Oliver Pettke und Bart Wijnhoven als Trainer. Ich bin sehr dankbar, dass die Bundeswehr nun seit einem Jahr mein Arbeitgeber ist. Ohne diese Unterstützung wäre einiges nicht möglich gewesen! Hier möchte ich in Raphael Kandra‘s Fußstapfen treten, da er, mittlerweile als Hauptfeldwebel, schon seit über zehn Jahren in der Sportfördergruppe der Bundeswehr ist. Ich finde, dass sich Squash in Deutschland im Spitzensportbereich gut entwickelt. Die vorhandenen Ressourcen werden gut genutzt, damit man Squash als Leistungssport professionell betreiben kann und dafür bin ich sehr dankbar! Zuletzt danke ich meinem Freund Simon Wolter für die unzähligen Trainingseinheiten!

DSQV: Danke für deine Zeit des Interviews, Saskia. Dein großer Dank an uns als DSQV freut uns sehr. Wir wünschen dir für alle weiteren Aufgaben viel Erfolg.

Beinhard: Danke euch, Lennard. Danke für deine Zeit des Interviews!

 

Das Interview führte Lennard Jessen für den DSQV.

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