Raphael Kandra: „Das nächste Ziel sind die TOP 10“

Interviews

(LJ) Paderborn – Mit dem amtierenden Deutschen Einzelmeister der Herren Raphael Kandra (WRL 15, DRL 2, Paderborner SC) gehen die DSQV-Interviews vor den anstehenden 44. DUCAT Deutschen Einzelmeisterschaften (DEM) und Deutschen ESCHE Amateurmeisterschaften (DAM) heute zu Ende.

Kandra kann auf eines seiner bisher erfolgreichsten Jahre mit 2018 zurückblicken: Er wurde erstmals Deutscher Einzelmeister der Herren, erreichte das Halbfinale der British Open, wurde Dritter bei der Einzel-EM und hat durch diverse Siege auf der PSA (Professional Squash Association) Tour gegen in der Weltrangliste vor ihm platzierte Spieler auf sich deutlich aufmerksam gemacht und damit im Oktober 2018 erstmals den Sprung in die TOP 20 geschafft. Im DSQV-Interview spricht er über das vergangene Jahr 2018, seinen Coup bei den British Open, seine abgeschlossene parallele Ausbildung zum Personal- und Fitnesscoach sowie Ernährungsberater, seine zweiwöchige Trekkingtour im Himalaya mit seinem Bruder David, die anstehenden Deutschen Einzelmeisterschaften 2019, seine Ziele 2019, die Chancen der Deutschen Nationalmannschaft bei den anstehenden Teameuropa- und Teamweltmeisterschaften in 2019 und außerdem verrät er, wie man lange verletzungsfrei bleibt.

Raphael Kandra (hier bei den Qatar Classic 2018) möchte die TOP 10 der Weltrangliste bis Jahresende erreichen und startet in Hamburg bei den DEM 2019 als amtierender Titelverteidiger – Bild: PSA World Tour

 

Hallo, Raphael. Es ist super, dass du Zeit und Lust für dieses Interview hast. Du hast ein sehr erfolgreiches Jahr 2018 hinter dir: Deutscher Einzelmeister der Herren zum ersten Mal, Einzel-EM Bronze, Halbfinale British Open, zwei dritte Runden auf Weltranglistenturnieren der Kategorie PSA World Tour Platinum und den Sprung in den TOP 20 der Weltrangliste. Wie zufrieden bist du mit dir und wie fühlst du dich?

Ich bin mit 2018 durchaus zufrieden. Das Halbfinale der British Open war der absolute Höhepunkt. Ich habe dabei gesehen, dass es möglichst ist, die Topjungs zu schlagen. Bei der Einzel-EM war die Medaille wichtig. Ich fühle mich gut und blicke insgesamt sehr positiv auf das Jahr 2019.

Du sagst selbst, dass das Erreichen des Halbfinales bei den British Open dein persönliches Highlight war. Inwiefern hat dich das Turnier für den weiteren Jahresverlauf gepusht und wie hast du es insgesamt erlebt? Du hast dabei unter anderen den dreimaligen Weltmeister Nick Matthew und den damaligen Weltranglisten-3. Marwan Elshorbagy geschlagen…

Das Turnier hat mich extrem gepusht und mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben. Ich hatte dabei von Beginn eine schwere Auslosung und bin daher ohne Druck in das Turnier gegangen. Als ich dann gesehen habe, was alles möglich ist, entstand sofort der Reiz, dass ich noch mehr möchte und die Sicherheit und das Vertrauen in mir selbst, dass ich das auch erreichen kann. Es kam bei diesem Turnier alles für mich zusammen, alles hat perfekt gepasst und auch die Zuschauer haben mich sehr gut unterstützt. Ich spiele seit dem Turnier auf einem anderen höheren Level insgesamt.

Du bist seit einiger Zeit neben Squash-Vollprofi auch als Personal- und Fitnesscoach sowie Ernährungsberater tätig. Wie bist du dazu gekommen und inwiefern kommt dir das beim Squash zu Gute?

Ich habe festgestellt, dass ich auf den Turnieren viel freie Zeit habe und ich diese gut nutzen kann. Auch bin ich jemand, der immer einen Plan B hat und habe mir Gedanken gemacht, wie ich anderen helfen kann und etwas weitergeben kann. So kam ich auf die Idee, als Personal- und Fitnesscoach sowie Ernährungsberater mir ein zweites Standbein aufzubauen. Ich bin glücklich, dass ich diese Ausbildung mit guten Ergebnissen abschließen konnte. Erste Beratungen habe ich bereits unter anderem für unseren Deutschen Jugendkader im Rahmen von Trainingslagern durchgeführt.

Du hast Anfang Oktober deine Squash-Saison kurzfristig unterbrochen und hast mit deinem Bruder David die Trekking-Route „Anapurna-Circuit“ in rund zwei Wochen gemeistert. Aus welchen Gründen hast du diesen Zeitpunkt gewählt und was bleibt dir von dieser Reise besonders in Erinnerung? Gibt es gegebenenfalls an anderem Ort ein Revival?

Das Ganze hatte ich ein Jahr im Voraus geplant. David und ich wollten schon immer mal etwas Besonderes zusammen machen, sodass wir unsere Flüge früh gebucht hatten für diesen Trip. Da David und ich in diesem Jahr beide Vater werden, war der Zeitpunkt ideal, da wir dann noch die Zeit dazu hatten. Es war eine tolle Erfahrung. Wir hatten bestes Wetter. Da es auch körperlich anstrengend war, hat es mich nicht trainingsmäßig zurückgeworfen. Erstmal ist kein Revival an anderen Ort geplant. Vielleicht irgendwann einmal in den Anden, aber das steht noch nicht fest und ist reine Zukunftsmusik.

Anfang Februar stehen die Deutschen Einzelmeisterschaften in Hamburg wieder auf dem Turnierplan. In 2018 wurdest du dort erstmals Deutscher Einzelmeister. Was ist dein Ziel in 2019 und wie gehst du nun mit der Rolle des Titelverteidigers um?

Mein Ziel ist ganz klar: Ich möchte meinen Titel verteidigen und wieder Deutscher Einzelmeister werden. Ich weiß, was mich dazu erwartet und gehe daher gelassen mit der Rolle des Titelverteidigers um. Ich hätte mich sehr gefreut, wenn Simon Rösner nach seiner Pause im letzten Jahr für die diesjährigen Titelkämpfe gemeldet hätte. Ein bisschen schade ist es, dass er sich dieser Aufgabe nicht stellt. Natürlich ist es aus Sicht eines PSA-Spielers nachzuvollziehen, dennoch hoffe ich, dass ich bald international dann die Chance auf Weltranglisten der PSA Tour gegen ihn bekomme, wenn ich im Rahmen eines Turniers auf ihn treffen werde.

Gibt es etwas, auf das du dich bei den Deutschen Einzelmeisterschaften in Hamburg besonders freust?

In erster Linie freue ich mich darauf, die deutsche Squashfamilie wieder zu sehen und auf eine schöne Atmosphäre mit vielen Zuschauern und Fans. Auch ist der Hamburger Glascourt cool und schafft eine tolle Kulisse.

Im Jahr 2019 stehen sowohl Teameuropa- als auch Teamweltmeisterschaften an. Erstmals in der Geschichte des Deutschen Squash Verbandes standen im Oktober 2018 mit Simon Rösner und dir zwei deutsche Herren gleichzeitig in den TOP 20 bei den Herren. Mit Yannik Omlor und Valentin Rapp sind zwei weitere Nationalspieler auf einem guten Weg und haben sich in 2018 ebenfalls deutlich in der Weltrangliste auf nun TOP 140 gesteigert. Solltet ihr vier zusammen mit Lucas Wirths wieder nominiert werden: Wie siehst du die Mannschaft aufgestellt und wie stehen die Chancen?

Vorausgesetzt der von dir genannten Nominierung hätten wir dann ein absolutes Topteam. Simon und ich spielen derzeit so denke ich unser bestes Squash. Valentin und Yannik haben sich auch gut entwickelt und somit haben wir auch mit Lucas Wirths dazu viel Potenzial im Team. Ich denke, dass es sehr interessant werden wird. Bei den Teameuropameisterschaften wollen wir eine Medaille holen und das Erreichen des Halbfinales bei den Team-Weltmeisterschaften wäre sicher ein sehr großer Erfolg für uns.

Du giltst als nicht sehr verletzungsanfälliger Spieler und bist lange verletzungsfrei. Kannst du verraten, wie man das schafft und worauf man gegebenenfalls achten sollte?

Wichtig ist vor allem, dass ich versuche meinen gesamten Körper fit zu halten. Außerdem achte ich auf meine Ernährung und stets auf ein gutes Warm-Up und Cool-Down nach Turniermatches und Trainingseinheiten. Aber natürlich gehört letztlich auch etwas Glück dazu, da eine falsche Bewegung manchmal das Ausscheiden für längere Zeit bedeuten kann. Bisher lief es aber echt gut bei mir.

Zum Schluss lasse uns einmal auf das Jahr 2019 insgesamt blicken und deine Ziele. Was hast du dir vorgenommen?

National möchte ich wie bereits gesagt meinen Deutschen Einzelmeistertitel und den Deutschen Mannschaftsmeistertitel mit dem Paderborner SC verteidigen. Wenn ich bei den Einzel-Europameisterschaften starte, möchte ich dieses Mal den Titel holen. Mit der Deutschen Nationalmannschaft soll es bei den Team-Europameisterschaften mindestens eine Medaille werden und bei den Team-Weltmeisterschaften wäre das Erreichen des Halbfinales ein Riesenerfolg für uns und eine mögliche Medaille das absolute Sahnehäubchen. International möchte ich mich fest in der Weltrangliste in den TOP 15 etablieren und habe das große Ziel, in die TOP 10 am Jahresende zu gelangen. Ich freue mich auf das Jahr 2019 sehr mit allen seinen spannenden Herausforderungen.

Danke dir für deine Zeit des Interviews, Raphael. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei allen anstehenden Aufgaben.

Danke, Lennard. Kein Problem. Gerne.

Das Interview führte Lennard Jessen für den DSQV. [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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