Sportwissenschaftlerin und DSQV-Lehrausschussmitglied Katharina Dunst im Interview

Marburg Katharina (Katha) Dunst ist Fitness- und Athletiktrainerin, Mathematikerin und Doktorandin der Sportwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg im Fachbereich Medizin, Training und Gesundheit. Für den Deutschen Squash Verband (DSQV) ist sie im wissenschaftlichen Bereich des Lehrausschusses tätig und hat in Kooperation mit dem DSQV im Rahmen ihrer Doktorarbeit zur Leistungsphysiologie im Squash geforscht. Sie selbst kommt eigentlich aus dem Fußballsport, den sie seit sie sechs Jahre alt ist aktiv im Verein betreibt. Gelegentlich ist sie in ihrer Freizeit jedoch auch auf dem Squashcourt zu finden. Der DSQV hörte sich jetzt nach Abschluss ihrer Doktorarbeit einmal genauer bei ihr um.

Katharina (Katha) Dunst im DSQV-Interview – Bild: DSQV e.V.

Hallo, Katha. Es ist super, dass du Zeit für ein Interview hast. Du bist im wissenschaftlichen Bereich des DSQV-Lehrausschusses tätig und unter anderem bei vielen Trainerausbildungen dabei. Was sind deine Aufgaben genau im DSQV und wie lange machst du das bereits?

Seit 2013 bin ich Teil des Lehrausschusses des DSQV und unterstütze dabei im wissenschaftlichen Bereich die Bundestrainer bei der Konzeption der gesamten Trainerausbildung aus sportwissenschaftlicher Sicht in den verschiedenen Lizenzstufen, sodass ich von der C-Lizenz-Jugendtrainer-Ausbildung bis zur A-Lizenz alles mitbegleite und Teile der Veranstaltungen halte. Darüber hinaus arbeite ich mit dem DSQV-Bundestrainer Oliver Pettke und DSQV-Bundeshonorartrainer U19 Rainer Müller daran, die durch meine Arbeit gewonnenen Erkenntnisse zur Leistungsphysiologie im Squash zunehmend auf die Trainingspraxis zu übertragen. Ein aktuelles Beispiel hierzu war die spezielle Vorbereitung der U19-Kaderathleten auf die Jugend-WM 2018.

Da du ja hauptsächlich Fußball spielst: Wie ist bei dir die Verbindung zum DSQV bzw. zum Squash entstanden?

Während meiner Tätigkeit in einem Marburger Fitnessstudio kam ich mit dem DSQV-Bundeshonorartrainer U19 und DSQV-Lehrausschussvorsitzenden Rainer Müller in Kontakt, der in Marburg lebt und dort regelmäßig Traineraus- und -fortbildungen für den DSQV abhält. Ursprünglich wollte ich meine Doktorarbeit im Bereich Blindenfußball schreiben, doch Rainer Müller konnte mich von der Notwenigkeit aktueller sportwissenschaftlicher Forschung überzeugen.

Wie du eben sagtest, hast du im Rahmen deiner Forschungsarbeit mit der Leistungsphysiologie von Squash beschäftigt. Kannst du für uns grob den Inhalt skizzieren?

Im Prinzip ging es darum, die Anforderungen der Sportart aus physiologischer Perspektive zu ermitteln und darauf basierend Aussagen darüber zu treffen, welche Komponenten der körperlichen Leistungsfähigkeiten für einen Squashspieler in Abhängigkeit des Spielniveaus besonders wichtig sind und welche gerade mit Blick auf ein möglichst erfolgreiches Agieren auf nationaler oder internationaler Bühne stetig verbessert werden sollten. Hierzu haben wir unter anderem mit der deutschen Squash-Herren-Nationalmannschaft verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt und insgesamt viele interessante Erkenntnisse gewonnen.

Squash unterscheidet sich von anderen Racketsportarten nicht nur dadurch, dass gegen eine Wand gespielt und sich das Spielfeld gemeinsam geteilt wird. Worin liegen für dich die elementaren Unterschiede aus sportwissenschaftlicher Sicht?

Die Sportart Squash weist u.a. deutliche Unterschiede in den sportwissenschaftlichen Parametern Belastungsdauer, -dichte und -intensität auf. So hat Squash verglichen mit Tischtennis, Tennis und Badminton die längsten Ballwechsel, die höchste effektive Spielzeit und die höchste Belastungsintensität. Insgesamt ergibt sich somit ein hoher stündlicher Kalorienverbrauch, der im oberen Bereich aller Spielsportarten anzusiedeln ist.

Squashspielerinnen und Squashspieler gelten im Allgemein als nicht so stark verletzungsanfällig. Gibt es dafür eine sportwissenschaftliche Erklärung?

Ich kann hier nur Vermutungen anstellen und denke, dass es unter anderem an dem Belastungsprofil der Sportart liegt. Squash hat z.B. verglichen mit Fußball ein deutlich kontinuierlicheres Aktivitätsprofil. Darüber hinaus wirkt sich der Schwingboden positiv auf Gelenkstrukturen und Muskulatur aus.

Hast du noch einen abschließenden sportwissenschaftlichen Tipp?

Obwohl es auch heute noch seine Gültigkeit hat, dass man eine Sportart am besten lernt, wenn man sie betreibt, sollte ein ambitionierter Squashspieler sich auch mit ergänzendem Fitness- und Athletiktraining beschäftigen. Ich hoffe, dass ich durch die Ergebnisse meiner Arbeit den DSQV weiterhin unterstützen kann. Auch möchte ich mich bei allen bedanken, denen wir diese Ergebnisse zu verdanken haben.

Das Interview führte Lennard Jessen für den DSQV.

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