Willi Wingelsdorf, Nils Schwab und Johannes Dehmer-Saelz starten morgen bei ihrem ersten Weltranglistenturnier auf der PSA-Tour

Hamburg – Nach Robin Ebert (1. SC Karlsruhe) sowie Julius Benthin und Fynn Schuck (beide Sportwerk Hamburg) starten nun auch Willi Wingelsdorf (L.A. Squasher Harsefeld-Stade), Nils Schwab (SI Stuttgart) und Johannes Dehmer-Saelz (SC Monopol Frankfurt) morgen bei ihrem ersten Weltranglistenturnier, dem Teichwerk Grillmeister Cup im Hamburger Sportwerk (1.000 US-Dollar Gesamtpreisgeld, 24. bis 25. August). Das Turnier vergibt Weltranglistenpunkte als PSA Closed Satellite Turnier. Wingelsdorf wurde dieses Jahr Deutscher Vize-Meister U23 und spielt Squash seit rund 8 Jahren. Schwab wurde im letzten Jahr Deutscher Jugend-Meister U17 und spielt Squash seit 2012. Dehmer-Saelz seinerseits begann 2013 im Verein und spielte bei der U19-Einzel- und Team-EM im Frühjahr dieses Jahres für Deutschland. Der DSQV hörte sich bei den drei Nachwuchsathleten zu ihren Motiven, Saisonzielen, Training, Lieblingsschlägen, Vorbereitung auf harte Spiele und Vorbildern um. Zum Interview mit allen drei Nachwuchsathleten geht es mit dem  Klick auf „weiterlesen“.

Willi Wingelsdorf in Action – Bild: Lennard Jessen

Hallo, Willi, Nils und Johannes. Morgen startet ihr gemeinsam in euer erstes Weltranglistenturnier auf der PSA (Professional Squash Association) beim PSA Closed Satellite Turnier in Hamburg und erhaltet erste Weltranglistenpunkte. Dies ist sicher ein großer und aufregender Schritt. Wann ist bei euch jeweils die Entscheidung gefallen, nun international zu starten?

Wingelsdorf: Diese Entscheidung ist relativ kurzfristig gefallen, hängt aber unmittelbar mit dem Deutschen Squash Verband (DSQV) zusammen. Nach meinem Gewinn der Silbermedaille bei den diesjährigen Deutschen U23-Meisterschaften im April hatte ich zunächst keine PSA-Jahreslizenz erhalten. Der DSQV hatte ja jeweils für die Siegerin und den Sieger als Preis eine Einjahreslizenz ausgelobt. Da aber die Deutsche U23-Meisterin Aylin Günsav (Squash Devils) auf ihre Lizenz verzichtete, wurde mir diese zugesprochen, worüber ich mich natürlich sehr gefreut habe.

Schwab: Die Entscheidung ist bei mir relativ kurzfristig gefallen. Da ich dieses Jahr meine Schule beendet habe, stand ich vor der Diskussion, wie es nun weiter geht bei mir. Ich habe mich mit meinen Eltern beraten und ich kam zu dem Entschluss, dass ich mein Hobby fortan professionell betreiben möchte. Erstmal habe ich mir die Lizenz für Weltranglistenturniere für ein Jahr gekauft und dann werde ich weitersehen.

Dehmer-Saelz: Bei mir hängt diese Entscheidung wesentlich mit der Aufnahme in die Sportfördergruppe der Bundeswehr zusammen. Im Februar hatte ich mich dazu beworben und Mitte Mai kam dann die Zusage, dass ich ab September dort einen Platz bekomme. Somit kann ich mich ab dann voll auf Squash konzentrieren.

Was macht für euch den genauen Reiz der PSA aus?

Nils Schwab – Bild: Lennard Jessen

Wingelsdorf: Ich denke, dass es so möglich ist, sich mit den besten Spielern zu messen. Auch freue ich mich auf die internationale Atmosphäre, wo man sicher viele neue Kontakte knüpfen kann und viele verschiedene Länder und Kulturen kennenlernt.

Schwab: Weltranglistenturniere haben einen erheblichen Unterschied vor allem durch ein höheres Leistungsniveau bei den Events. Außerdem habe ich Lust zu reisen und möchte viele neue Leute kennenlernen und wertvolle Erfahrungen sammeln.

Dehmer-Saelz: Neu ist natürlich in erster Linie für mich, dass ich viele neue Spieler kennen lernen werde auf den internationalen Turnieren. In Deutschland spiele ich seit mehreren Jahren sehr viele Turniere und kenne so die meisten Spieler. Außerdem habe ich Lust, internationale Turniererfahrung zu sammeln, die mein Spiel weiterbringen werden.

Du studierst dual, Willi. Wie bekommt man eine internationale Squashkarriere mit einem Dualen Studium am besten unter einen Hut? Du hast ja quasi drei Jobs dann.

Ich probiere mein Bestes. Wenn ich Turniere spielen werde, werde ich sicher das eine oder andere Mal Urlaub nehmen müssen. Ich plane auch, eher dann Turniere zu spielen, wenn ich etwas mehr Luft im Studium habe, wo dann nicht so viel los ist und ich eher mehr trainieren kann. Insgesamt hat mein Studium aber Priorität und dieses werde ich nicht vernachlässigen.

Wie geht es bei dir nach dem erfolgreichen Schulabschluss weiter, Nils?

Für mich steht jetzt Squash in Vollzeit an, sodass ich mich darauf voll konzentrieren kann. Mein Ziel ist es, jeden Tag zweimal zu trainieren mit einem Ruhetag in der Woche.

Johannes Dehmer-Saelz – Bild: Lennard Jessen

Ab September beginnst du die Grundausbildung bei der Bundeswehr und hast einen Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr erhalten, Johannes. Was erhoffst du dir von diesem bedeutenden Schritt für deine sportliche Karriere?

Die Bundeswehr ist für mich die Grundlage, dass ich auf Weltranglisten fahren und mein Training erheblich intensiver und umfangreicher gestalten kann. Viele verschiedene Sportlerinnen und Sportler wurden und werden durch die Bundeswehr unterstützt. Mein Stützpunkt ist Köln nach meiner Grundausbildung, die von September bis Mitte Oktober geht. Insgesamt ermöglicht mir die Bundeswehr-Sportfördergruppe viele Freiräume und ist der essentielle Baustein für meine Leistungssportkarriere.

Auf der PSA zu spielen erfordert entsprechendes intensives Training. Wie sieht euer wöchentliches Trainingsprogramm im Groben aus?

Wingelsdorf: Ich trainiere nahezu täglich. In der Klausurenphase an der Universität wird es dann etwas weniger und in den freien Zeiten wieder etwas mehr. Meistens spiele ich dreimal pro Woche bei uns im Verein und einmal pro Woche trainiere ich zusätzlich mit mehreren Bundesligaspielern im Sportwerk Hamburg. Dazu kommen dann noch Lauf- und Krafteinheiten.

Nils, du hast vor Kurzem bei der U19-Einzel-WM im indischen Chennai das Achtelfinale erreicht. Wie sieht dein Training im Groben aus?

Vor der U19-WM habe ich vom DSQV einen 3-Monatstrainingsplan erhalten und diesen absolviert. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich daraus für meine Trainingsarbeit viele Elemente übernehmen werde. Im Detail wird mein Training mit meinem Trainer Patrick Gässler besprochen. Derzeit trainiere ich fünf- bis sechsmal pro Woche. Dazu gehören alle konditionellen Elemente. Derzeit liegt der Fokus auf Ausdauer und Kraft im Rahmen des Sommertrainings als Saisonvorbereitung.

Kannst du auch einen Einblick in dein Training geben, Johannes?

Nach meiner Annahme in der Sportfördergruppe Mitte Mai haben Tim Weber und Stuart Sinclair mit mir zusammen einen detaillierten und umfangreichen Trainingsplan bis zum Start der Grundausbildung entwickelt, den ich auch voll umsetze. Er beinhaltet u.a. acht bis neun Trainingseinheiten pro Woche und viele Einheiten speziell außerhalb des Courts im Bereich der Ausdauer und Kraft. Seit Anfang August liegt der Schwerpunkt auf der Matchpraxis, um sich auch durch technische Übungen auf die kommende Saison ideal vorzubereiten. Oft trainiere ich mit Tim Weber, Carsten Schoor, Yannik Omlor und Sharon Sinclair hier in Frankfurt zusammen.

Wie sehen eure Saisonziele für die Spielzeit 2018-2019 aus?

Wingelsdorf: Im internationalen Bereich möchte ich auf den kleineren Turnieren die ersten Runden überstehen und die ersten Punkte und vor allem auch Erfahrungen sammeln. National möchte ich in die TOP15 in Deutschland, um so auch bei den Deutschen Ranglisten im A-Feld öfters in das Viertel- oder Halbfinale vorzudringen. Mit meiner Mannschaft im Verein möchte ich den Wiederaufstieg in die Bundesliga schaffen.

Schwab: Ich möchte ganz klar Baden-Württembergischer Jugendmeister sowie Deutscher Jugendmeister U19 werden. In der Europäischen Jugendrangliste möchte ich am Saisonende in den TOP15 zu finden sein. International auf der PSA möchte ich den Sprung in die TOP400 schaffen. Und meiner Mannschaft in der Bundesliga Süd möchte ich mit so vielen Siegen weiterhelfen wie möglich.

Dehmer-Saelz: Für mich ist das ein sehr spannendes Jahr, da es die erste Saison nach meiner Jugendzeit ist und somit sich einiges verändert. National möchte ich zum Saisonende in den TOP10 der Deutschen Rangliste stehen. Internationale ist mein Ziel, so viele Punkte und Erfahrungen zu sammeln, um möglichst schnell einen Erstrundenplatz in den ersten Turnieren mit 5.000 US-Dollar Preisgeld zu erhalten.

Habt ihr einen Lieblingsschlag, den ihr besonders gerne spielt? Und wenn ja: Warum?

Wingelsdorf: So einen direkten Lieblingsschlag habe ich eigentlich nicht.

Schwab: Das ist keine einfache Frage. Ich würde sagen, dass ich den Volley Cross-Court Nick relativ gerne spiele, da er sehr spektakulär ist.

Dehmer-Saelz: Ich mag besonders gerne Lobbälle von der Vorhandseite als Crosscourt in den hinteren linken Courtbereich. Es sind dabei gleichzeitig Verteidigungs- und Angriffsschläge, da man sich einerseits Zeit erspielen kann durch eine gute Platzierung und andererseits aber auch den Gegner in die Defensive bringt, um somit selbst in der Offensive zu sein, wenn er den Ball nur noch z.B. als Boast zurückspielen kann.

Wie bereitet ihr euch auf harte Spiele in einem Turnier vor? Wo liegt der Fokus? Was hilft euch dabei besonders und warum?

Wingelsdorf: Wichtig ist vor allem ein gutes Aufwärmprogramm, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Oft setze ich mich noch einmal in eine ruhige Ecke oder höre Musik, um mich voll zu fokussieren und zielgerichtet vorzubereiten. Wichtig finde ich vor allem auch bei einem Turnier generell, dass man von Spiel zu Spiel denkt und nicht schon aufgrund einer vielleicht guten Setzung sich schon im Turnier weitersieht.

Schwab: Ich habe bei der U19-WM in Indien festgestellt, dass es mir sehr gut hilft, wenn ich ca. zwei Stunden vor Spielbeginn eines harten Matches Kopfhörer mit Musik aufsetze, damit die Motivation erhöht wird und ich noch einmal abschalten kann. Wenn ich einen Trainer vor Ort habe, bespreche ich mit ihm vor der Partie die Stärken und Schwächen meines Kontrahenten.

Dehmer-Saelz: Ich mache vor einem Turnier unabhängig der Größe in der Regel immer einen Tag Pause, um mich mental abzulenken und am Turniertag dann voll motiviert und fokussiert zu sein. Außerdem erlaubt mir dies, dass ich entsprechend erholt bin und genug Kraft- und Energiereserven habe. Außerdem wärme ich mich vor jedem Spiel ausführlich und ausgiebig auf, was mich auf das Spiel fokussiert und auch um natürlich Verletzungen vorzubeugen.

Viele Spieler haben Vorbilder. Wie sieht das bei euch aus?

Wingelsdorf: Ein spezielles Vorbild habe ich jetzt nicht. Ich schaue mir gerne von vielen verschiedenen Spielern etwas ab. So unter anderem vom ehemaligen Weltmeister Amr Shabana, auch wenn er nicht mehr auf der Tour ist. Seine Technik ist einfach äußerst beeindruckend. Gregory Gaultier überzeugt mich vor allem durch seine Bewegungsabläufe und Mohamed Elshorbagy hat ein sehr großes Kämpferherz.

Schwab: Das ist bei mir ganz klar Ramy Ashour. Es ist natürlich schade, dass er öfters verletzt ist, aber seine Spielart und Technik fasziniert mich insgesamt sehr.

Dehmer-Saelz: Auch für mich ist Ramy Ashour ein unbeschreiblich talentierter Spieler. Er hat ein super Händchen durch seine sehr gute und variable Technik.

Danke euch allen für die Zeit des Interviews. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg bei allen anstehenden Aufgaben.

Gerne, Lennard.

Das Interview führte Lennard Jessen für den DSQV.

 

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